Deutsche Banken bestehen Stresstest Schäuble: "Das ist ein positives Signal"

Berlin (RPO). Mit Ausnahme der Hypo Real Estate (HRE) haben alle 14 geprüften deutschen Institute den Stresstest der europäischen Bankenaufseher bestanden. Das teilten die deutsche Bankenaufsicht BaFin und die Bundesbank am Freitag in Frankfurt am Main mit. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble begrüßte das Ergebnis. Sieben Banken in Europa haben den Test nicht bestanden, darunter fünf aus Spanien.

 Minister Schäuble: "HRE ein Sonderfall."

Minister Schäuble: "HRE ein Sonderfall."

Foto: AFP, AFP

"Es ist ein positives Signal, dass ausnahmslos alle teilnehmenden deutschen Banken die aufsichtsrechtlichen Anforderungen auch im unwahrscheinlichen Fall eines schweren Wachstumseinbruchs erfüllen", erklärte der CDU-Politiker am Freitag in Berlin. Die breite Teilnahme und die Offenlegung der Ergebnisse sei ein wichtiger Schritt für mehr Vertrauen auf den Märkten.

"Bei Bewertung der Ergebnisse ist zudem zu beachten, dass beim Sonderfall HRE die bereits eingeleitete Neustrukturierung beim Stresstest noch nicht berücksichtigt werden konnte", erklärte Schäuble. Ungeachtet des insgesamt erfreulichen Ergebnisses bleibe jedoch die Notwendigkeit bestehen, weitere Fortschritte bei der Konsolidierung des Landesbankensektors zu erreichen.

An dem europäischen Stresstest, dessen Ergebnisse erstmals veröffentlicht wurden, nahmen 91 Kreditinstitute aus 20 Mitgliedstaaten teil. Sie repräsentieren, gemessen an der Bilanzsumme, 65 Prozent des EU-Bankensystems. In Deutschland unterzogen sich 14 Institute dem Verfahren. Der Test gilt als bestanden, wenn die Kernkapitalquote eines Instituts auch im strengsten Stress-Szenario nicht unter 6 Prozent fällt.

Nahezu alle teilnehmenden deutschen Banken weisen unter allen Stressbedingungen eine höhere Kernkapitalquote aus. Einzige Ausnahme ist die HRE, die in einem extrem negativen Szenario Ende 2011 mit 4,7 Prozent deutlich unter diesem Wert bliebe. Allerdings wurde hier nicht die bereits eingeleitete Neustrukturierung der HRE berücksichtigt, die insbesondere die im zweiten Halbjahr 2010 geplante Auslagerung von Vermögenswerten in eine Abwicklungsanstalt und eine weitere Kapitalstärkung vorsieht.

Robust und widerstandsfähig

Bundesbank und Bafin erklärten, das deutsche Bankensystem habe sich "als robust erwiesen und seine Widerstandsfähigkeit auch unter sehr pessimistischen Annahmen unter Beweis gestellt". Als eine wesentliche Ursache für das gute Abschneiden der Institute nannten die deutschen Aufseher die bereits erfolgte Stärkung der Kernkapitalausstattung. Die deutschen Banken hätten in den vergangenen beiden Jahren erhebliche Maßnahmen zur Bilanzbereinigung ergriffen. Auch hätten sie Kapitalzufuhr von Eigentümern und Trägern sowie durch staatliche Stellen auf Basis des Gesetzes zur Finanzmarktstabilisierung erhalten.

Die Kernkapitalquote des gesamten deutschen Bankensystems stieg seit Anfang 2008 von 9,0 auf aktuell 10,8 Prozent. In absoluten Beträgen weisen die 14 am Stresstest beteiligten deutschen Banken in den Stress-Szenarien Ende 2011 zusammen ein Kernkapital von 146 beziehungsweise 139 Milliarden Euro aus, gegenüber 150 Milliarden Euro zum Ausgangszeitpunkt Ende 2009. Die Veränderung des Kernkapitals beruht im Wesentlichen auf den durch die unterstellten Schocks induzierten Verlusten.

Sieben europäische Banken gescheitert

Beim Stresstest sind insgesamt sieben Banken durchgefallen. Das teilte der Zusammenschluss der europäischen Bankenaufseher (CEBS) am Freitag in London mit. Unter den gescheiterten Instituten befinden sich neben der deutschen Hypo Real Estate auch fünf spanische Sparkassen, wie der spanische Sparkassenverband in Madrid mitteilte. Bei der siebten gescheiterten Bank handelt es sich um die griechische ATEBank, wie das Institut in Athen mitteilte.

Die vier getesteten französischen Banken bestanden den Test demnach hingegen, wie die französische Zentralbank mitteilte. Auch alle italienischen Institute, darunter die Hypovereinsbank-Mutter Unicredit, waren bei dem Test erfolgreich, wie die jeweiligen Banken in Erklärungen mitteilten. Getestet wurden 91 europäische Institute, darunter 14 deutsche. Die Stresstests sollten die Widerstandsfähigkeit von Banken gegen möglichen weitere Krisen überprüfen.

In den USA hat die Zahl der Banken-Pleiten seit Jahresbeginn die 100er-Marke überschritten. Mit der Schließung von sieben kleineren Banken seien seit Jahresbeginn 103 Finanzinstitute dicht gemacht worden, teilte der US-Einlagensicherungsfonds FDIC am Freitag (Ortszeit) in Washington mit. Im Vorjahreszeitraum waren mit 64 Banken deutlich weniger Finanzinstitute in den USA geschlossen worden. Die Zahl der Banken in Schwierigkeiten stieg laut FDIC-Zahlen vom Mai im ersten Quartal dieses Jahres im Vergleich zu Ende 2009 um gut zehn Prozent. Ende März kämpften demnach 775 US-Banken um ihr Überleben. So hoch war ihre Zahl seit 1993 nicht mehr.

(Reuters/AFP/AP/ndi)
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