20.000 Mitarbeiter gehen in Kurzarbeit Schaeffler ringt um Rettungskonzept

Herzogenaurach (RPO). 20.000 Mitarbeiter gehen in Kurzarbeit. Die Lage für die in Bedrängnis geratene Schaeffler-Gruppe spitzt sich zu. Das Unternehmen ringt nach der Conti-Übernahme weiter um dringend benötigte Staatshilfe. Innerhalb der nächsten zwei Wochen soll das Management ein schlüssiges Rettungskonzept vorlegen.

 Knallharte Managerin mit Wiener Charme: Maria-Elisabeth Schaeffler.

Knallharte Managerin mit Wiener Charme: Maria-Elisabeth Schaeffler.

Foto: PR

Schaeffler hat für rund drei Viertel seiner deutschen Standorte Kurzarbeit angemeldet. Insgesamt seien 20.000 Mitarbeiter betroffen, hauptsächlich im Bereich Automotive, sagte Sprecher Detlef Sieverdingbeck am Dienstag in Herzogenaurach. Im Schnitt werde die Arbeit um 20 Prozent reduziert, pro Monat werde es vier bis fünf freie Tage geben.

Zwei Wochen für Rettungskonzept

In etwa zwei Wochen soll ein weiteres Krisentreffen zwischen Bund, Ländern und Konzernchefs stattfinden. Nach Informationen des "Handelsblatts" will die Unternehmensführung bis dahin ein mögliches Rettungskonzept nachbessern. Der Eigentümerin Maria-Elisabeth Schaeffler bleibt nach einem ersten Spitzengespräch mit Vertretern der Bundesregierung in der vergangenen Woche nicht viel Zeit, um die aktuelle Lage des Konzerns offenzulegen.

Schaeffler werde noch in dieser Woche "ein tragfähiges Konzept vorlegen, das die Steuerzahler letztlich nicht belasten wird", kündigte ein Sprecher an. Bisher habe der Bund dem hochverschuldeten Unternehmen keinerlei Zusagen über Staatshilfen wie Bürgschaften oder Kreditgarantien gemacht, heißt es.

"Wir werden nicht die Zeche zahlen"

Bundeskanzlerin Merkel (CDU) nahm am Wochenende Schaeffler in die Pflicht. "Wir werden nicht die Zeche für riskante Unternehmensentscheidungen zahlen." Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer wollte dagegen Staatshilfen nicht ausschließen. "Wir sind auf der einen Seite Anwalt der Steuergroschen", aber "auf der anderen Seite geht es um 20.000 Arbeitsplätze in Bayern".

Die Betriebsräte haben die Bundesregierung unterdessen um Hilfe für den Konzern gebeten. "Nach unserem Eindruck ist diese Schieflage aus eigener Kraft nicht zu meistern", schrieben sie in einem Brief an Bundeswirtschaftminister Michael Glos (CSU).

Schaeffler bittet laut Branchenkreisen um Bürgschaften von bis zu vier Milliarden Euro. Laut "Handelsblatt" geht man in Regierungskreisen davon aus, dass eine Lösung zur Rettung der Unternehmengruppe gefunden werden könne. Grundsätzlich teile man die Auffassung, dass ein Zusammengehen der Konzerne volkswirtschaftlich sinnvoll sei, weil Standorte und Arbeitsplätze erhalten bleiben könnten.

Gespräche mit möglichen Investoren

Hinter den Kulissen würden auch Gespräche über einen möglichen Investor geführt. Die Bundesregierung habe vorgefühlt, ob arabische Staatsfonds Interesse hätten. Rolf Koerber, der künftige Aufsichtsratschef, hatte einen externen Investor für die gemeinsame Autosparte ins Spiel gebracht.

Die Diskussionen über mögliche Rettungsmaßnahmen sehen Experten als Indiz dafür, wie angespannt die Lage nach der im Januar vollzogenen Conti-Übernahme ist. Schaeffler hatte 49,9 Prozent der Aktien des Konkurrenten erworben und weitere 40 Prozent an Banken weitergereicht. Insgesamt werden Schaeffler und Conti durch rund 22 Milliarden Euro Schulden belastet.

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