Staatliche Hilfen gefordert Schaeffler bleibt Antworten schuldig

Herzogenaurach (RPO). Die Bilder von der weinenden Maria-Elisabeth Schaeffler flimmerten bundesweit über die Bildschirme. 8000 Schaeffler-Angestellte forderten lautstark staatliche Hilfen für den angeschlagenen Autozulieferer ein. Die Konzernchefin rührte das zu Tränen. Ein Sanierungskonzept hat sie immer noch nicht vorgelegt.

Februar 2009: Demonstranten rühren Schaeffler-Chefin zu Tränen
9 Bilder

Februar 2009: Demonstranten rühren Schaeffler-Chefin zu Tränen

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Dass Schaeffler seine Hausaufgaben nicht erledigt hat, bestätigte noch am gleichen Abend der neue Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg. Er erwartet von der Schaeffler-Gruppe die Vorlage tragfähiger Zukunftskonzepte, sagte der CSU-Politiker in der ZDF-Taklkshow "May brit Illner".

Vor einer Entscheidung über das "Ob und Wie einer Rettungshilfe" erwarte er, "dass ein Unternehmen selbst auch ein Konzept vorlegt, wie es sich die Zukunft vorstellt." Ein solches Konzept hätte er bislang weder von Schaeffler-Conti, noch von General Motors Europe in Bezug auf Opel erhalten", sagte Guttenberg, wie das ZDF mitteilte.

Dabei wird die Lage für den Autozulieferer, der sich mit der milliardenschweren Conti-Übernehmer verhoben hat, von Tag zu Tag bedrohlicher. Die Dichte der Katastrophenmeldungen wurde in den vergangen Tagen immer dichter.

Dienstag So hatte die "Financial Times Deutschland" noch am Dienstag berichtet, dass die Banken Schaeffler inzwischen eigene Bedingungen diktierten. Demnach musste Finanzvorstand Thomas Hetman das Unternehmen auf Druck der Banken verlassen. Ein offizieller Kommentar von Schaeffler blieb aus.

Nahezu zeitgleich kam die prekäre Aussage eines Gewerkschafters der IG Metall. Dem Unternehmen falle es inzwischen schwer, die monatlich anfallenden Zinsen in Höhe von 70 Millionen Euro für die Finanzierung der Übernahme von Continental zu bezahlen, sagte der Schaeffler-Betreuer der IG Metall, Wolfgang Müller, vor einer Mitgliederversammlung am Dienstag in Herzogenaurach. Das Eigenkapital sei quasi futsch.

Mittwoch Einen Tag später gibt das Unternehmen bekannt, dass Hetmann seinen Posten räumt. Seine Vorgängerin Mary Jo Gresenswerde dem Unternehmen für die kommenden Monate als Beraterin zur Verfügung stehen. Personalentscheidungen, die die Geschäftsleitung der Schaeffler Gruppe betreffen, seien durch Banken nicht gefordert worden.

Am späten Nachmittag demonstrieren tausende Mitarbeiter für staatliche Hilfen. Überraschend erscheint auch Konzern-Chefin Maria-Elisabeth Schaeffler, diesmal nicht im viel kritisierten Pelz, sondern einen braunen Winterjacke. Vor dem Werkstor jubeln die Teilnehmer ihr zu. Vor lauter Rührung vergießt die Milliardärin Tränen. Zu den Angestellten sagt sie nichts. Schaeffler marschiert am Schluss des Demonstrationszuges mit, ohne das Wort zu ergreifen.

Donnerstag Wiederum einen Tag später berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung, das Unternehmen haben die mit den Banken vereinbarte Überschuldungsgrenze mittlerweile überschritten. Die Finanz-Institute hielten nur noch still, um die Lage nicht eskalieren zu lassen.

Ohne staatliche Hilfen droht dem Unternehmen das Aus. Ende Januar hatte Schaeffler bei der Regierung bereits um Unterstützung gebettelt und damit einen Sturm der Entrüstung in der Öffentlichkeit ausgelöst. Der Vorwurf: Jetzt solle der Steuerzahler dafür gerade stehen, dass sich ein größenwahnsinniger Unternehmer verzockt hat. Das von Schaeffler versprochene Sanierungskonzept liegt der Bundesregierung immer noch nicht vor. Es werde dafür noch eine Woche brauchen, zitiert die Frankfurter Allgemeine Insider.

mit Agenturmaterial

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