Geplante Continental Schaeffler bekommt Rückenwind aus Politik

Hannover (RPO). Die Schaeffler-Gruppe bekommt Rückenwind für die geplante Übernahme des Autozulieferers Continental. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) wird eine Übernahme nicht verhindern können. Auch aus der Politik kommen Stimmen für den Milliarden-Deal.

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Foto: AP

Selbst wenn die Schaeffler Gruppe die Meldepflichten verletzt haben sollte, als sie sich Zugriff auf 28 Prozent der Aktien des Hannoveraner Autozulieferers sicherte, drohe maximal ein Bußgeld von 200.000 Euro, sagte eine BaFin-Sprecherin am Donnerstag in Bonn. Einem Medienbericht zufolge sucht Conti nun auch bei der britischen Börsenaufsicht nach Hilfe. In der Politik und bei Gewerkschaften stoßen die Übernahmepläne indes auf ein geteiltes Echo.

Verstoß gegen Meldepflichten?

"Wir prüfen, ob es einen Verstoß gegen Meldepflichten gegeben hat", sagte die BaFin-Sprecherin. Dazu habe die Behörde auch Unterlagen von Schaeffler und den beteiligten Banken angefordert. Die Behörde sei allerdings aus eigener Initiative und nicht auf Drängen von Continental tätig geworden. Doch sei man von Conti kontaktiert worden. Wann mit Ergebnissen zu rechnen sei, konnte sie nicht sagen.

Die Herzogenauracher Schaeffler Gruppe hat sich nach eigenen Angaben rund 28 Prozent der Conti-Aktien über nicht meldepflichtige Finanzgeschäfte gesichert. Durch die Splittung der Anteile besteht der Verdacht, dass Schaeffler bewusst die Meldepflichten umgangen hat. Zusammen mit eigenen Conti-Aktien und entsprechenden Optionen hält Schaeffler sogar Zugriff auf insgesamt 36 Prozent der Conti-Anteile. Am Dienstag hatte die Gruppe eine rund elf Milliarden Euro schwere Offerte für Conti vorgelegt. Conti wies die Offerte umgehend zurück.

Einem Bericht der "Welt" zufolge, will Conti nun auch die britische Börsenaufsicht FSA einschalten, um den Druck auf das US-Bankhaus Merrill Lynch zu erhöhen, das Schaeffler federführend beim Aufkauf der Conti-Stimmrechte beraten haben soll. Nach britischem Recht sei das Vorgehen von Merrill Lynch und der beteiligten Banken möglicherweise rechtswidrig.

Beckstein für Einstieg

Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) unterstützt unterdessen den geplanten Einstieg. "Ich halte das Engagement von Schaeffler bei Continental für wohlüberlegt und ambitioniert", sagte er der "Süddeutschen Zeitung". Die Stärke des familiengeführten Unternehmens Schaeffler sei es, "sich nicht wie viele börsennotierte Unternehmen allzu stark an der kurzfristigen Kursentwicklung orientieren zu müssen", sagte Beckstein.

Auch Bayerns IG-Metall-Chef Werner Neugebauer äußerte sich positiv zu den Plänen. "Mir ist es lieber, wenn nicht irgendein Auslandsinvestor 30 Prozent von Conti übernimmt, sondern ein finanzstarkes deutsches Unternehmen, das ein Stück Sicherheit gegen Finanzinvestoren bieten kann", sagte er dem Blatt. Im Gegensatz zu Neugebauer hatte der niedersächsische IG-Metall-Bezirksleiter Hartmut Meine harten Widerstand gegen eine Übernahme angekündigt.

Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) warnte Schaeffler indes vor einer Zerschlagung von Conti. "Wir bewerten die gesamte Entwicklung danach, dass die Arbeitsplätze gesichert sind, dass die Conti eigenständig bleibt, dass sie börsennotiert im DAX bleibt, dass sie zusammenbleibt und nicht zerschlagen wird und ihren Sitz in Hannover behält", sagte Wulff der Tageszeitung "Die Welt".

(afp)
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