Schneechaos Schäden im Münsterland dauern wohl noch an

Münster (rpo). Sein Versprechen von schneller Hilfe für die Opfer des Schneechaos im Münsterland kann der Energieriese RWE nicht halten. Laut Aussagen des Unternehmens werde es noch einige Zeit dauern, bis alle Schäden behoben sind. Die Region sei aber dennoch "mit einem blauen Auge davon gekommen", erklärt Christoph Pieper, Sprecher der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen.

Schneechaos in NRW
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Foto: AP

Allerdings müsse man davon ausgehen, dass sich die Schäden durch die massiven Schneefälle und den Stromausfall Ende November auf rund 100 Millionen Euro belaufen. Zugleich begrüßt Pieper die Tatsache, dass RWE Mitte vergangener Woche mit der Ausstellung der ersten Schecks aus dem Härtefallfonds begonnen habe. Aus seiner Sicht wird den Betroffenen nun schnell und unbürokratisch geholfen.

Um den betroffenen Wirtschaftsbetrieben, deren Zahl nach Ansicht Piepers allein im Kreis Steinfurt in die Tausende geht, zu helfen, richtete die IHK eine Service-Hotline ein. Unter den Telefonnummern 0251/707-214 und -246 sowie 02871/9903-17 können sich Unternehmen über die Hilfsmöglichkeiten informieren. Zudem findet am 19. Dezember in Ochtrup ein Finanzierungssprechtag für Betroffene statt. Dabei können sich Bürger und Betriebe auch über die vom Land NRW und der NRW.Bank in Aussicht gestellten zinsgünstigen Kredite und deren Auszahlung erkundigen. Die Rahmenbedingungen dafür, dass die Region wieder auf die Beine kommt, seien da, betont Pieper.

Nicht bei allen Betroffenen scheint das Wissen um diese Hilfe bisher angekommen zu sein. So etwa bei Bodo Lemper, der sich erst vor wenigen Monaten mit einer kleinen Autowerkstatt in Nordwalde (Kreis Steinfurt) selbstständig gemacht hat. Von dem Entschädigungsfonds hat er nach eigenen Angaben noch nichts gehört. Auch RWE oder die IHK hätten ihn über die Möglichkeit einer Entschädigung bislang nicht informiert. "Ich wüsste gar nicht, wo ich einen Antrag hinschicken soll."

Drei Mitarbeiter hat er in seinem Betrieb beschäftigt. "Bei mir beläuft sich der Schaden durch den Stromausfall auf etwa 500 Euro", schätzt er. Zwei Tage lang war seine Werkstatt ohne Strom, mussten die Mitarbeiter zu Hause bleiben. "Das Gehalt bekommen sie aber natürlich trotzdem", sagt Lemper.

Möllers zieht RWE zur Rechenschaft

Heiner Möllers ist Vorsitzender des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands (WLV) in Ochtrup. Die Gemeinde war vom Stromausfall am stärksten betroffen, einige Häuser hatten sechs Tage lang keinen Strom. Von dem Härtefallfonds hält Möllers aber überhaupt nichts. "RWE hat fahrlässig gehandelt. Sie wussten, dass die Strommasten nicht stabil sind und haben sie trotzdem nicht saniert. Deshalb muss der Konzern nun voll für den Schaden aufkommen", sagt er.

Bei dem Fonds um Geld "betteln", wolle er nicht. Möllers ist der erste Landwirt, der sich mit dem entstandenen Schaden direkt an den Essener Stromkonzern wendet. Mit Hilfe von Anwälten des WLV habe er ein Beweissicherungsverfahren in Gang gesetzt. Notfalls will er das Geld einklagen - rund 2.000 Euro will er bekommen.

Möllers hält das Vergabeverfahren des Fonds für undurchsichtig, weil es schwierig sei, den entstandenen Schaden nachzuweisen. Zudem gehe es ihm ums Prinzip, erklärt er. Den Klageweg empfiehlt er deshalb auch den anderen betroffenen Landwirten. Ob sie ihm folgen oder lieber auf die freiwilligen Zahlungen des Konzerns setzen, bleibt abzuwarten.

(afp)
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