Software-Konzern SAP schwächelt im Cloud-Geschäft und baut 4400 Stellen ab

Walldorf/Ratingen · Deutschlands wertvollster Konzern enttäuscht die Anleger mit seiner Prognose für 2019. Zugleich kündigt er den Abbau von Stellen an, SAP wolle jünger werden. Mitarbeiter in Ratingen können das Abfindungs-Programm nutzen, wenn sie wollen.

 Bill McDermott führt SAP seit zehn Jahren.

Bill McDermott führt SAP seit zehn Jahren.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Europas wertvollster Technologiekonzern SAP zeigt überraschend Schwächen im Zukunftsgeschäft mit der Cloud. Bei der Mietsoftware, die das klassische Lizenzgeschäft mehr und mehr verdrängt, tobt ein harter Konkurrenzkampf mit US-Unternehmen wie Salesforce, Workday oder Oracle. Das macht es immer schwerer, Neukunden zu gewinnen, wie sich bei SAP im Schlussquartal zeigte. Vorstandschef Bill McDermott kündigte deshalb bei der Präsentation der Jahresbilanz Einschnitte an: SAP will sich erstmals seit 2015 wieder mit Hilfe eines Umbauprogramms verjüngen und Mitarbeitern Abfindungsangebote unterbreiten. Dafür würden bis zu 950 Millionen Euro in die Hand genommen. Zum Stellenabbau erklärte Finanzchef Luka Mucic: „Wenn unsere Prognosen stimmen, reden wir von 4400 Beschäftigten.“ Derzeit hat SAP 96500 Mitarbeiter.

Zur Frage, ob auch der Standort Ratingen betroffen ist, erklärte ein Sprecher: „Es ist ein Programm das auf Freiwilligkeit beruht. Wenn am Standort Ratingen jemand für das Programm qualifiziert ist, also schon lange genug dabei ist und keine andere Position im Unternehmen anstrebt, ist eine Meldung also denkbar.“

Der Amerikaner McDermott führt SAP seit zehn Jahren. Den ursprünglich auf Unternehmens-Software konzentrierten Konzern stellte er mit Zukäufen breiter auf. Auch jetzt gab er sich kämpferisch: „Wir werden gewinnen.“ Das sieht die Börse anders. Mit einem Minus von 2,4 Prozent war die SAP-Aktie größter Dax-Verlierer.

Während SAP 2018 bei Umsatz und Gewinn seine Prognosen erfüllte, war dies bei der am Aktienmarkt vielbeachteten Marge nicht der Fall. Auch der Ausblick galt Börsianern als zu konservativ: 2019 soll das Betriebsergebnis maximal um 11,5 Prozent auf acht Milliarden Euro zulegen. 2018 kletterte der Umsatz noch um elf Prozent auf 25,9 Milliarden. Das Betriebsergebnis wuchs um zehn Prozent auf 7,5 Milliarden Euro. Zuletzt schwächelten die für zukünftige Gewinne entscheidenden neuen Cloud-Buchungen. Sie legten im vierten Quartal, in der Regel das stärkste Vierteljahr, nur noch um 23 Prozent zu und damit so wenig wie noch nie im Jahresverlauf.

(frin/rtr)
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