15 Filialen machen dicht Kahlschlag bei Galeria trifft NRW schwer

Essen · Von den 52 Häusern, die jetzt geschlossen werden sollen, liegen 15 in Nordrhein-Westfalen, allein acht in unserer Region. Mehr als 4500 Arbeitsplätze werden bundesweit verschwinden, der Betriebsrat sieht sogar noch mehr Jobs in Gefahr.

Kaufhof NRW - Schließungsliste: Diese Filialen machen zu
11 Bilder

Diese Kaufhof-Filialen in der Region stehen auf der Schließungsliste

11 Bilder
Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Beim Warenhaus-Konzern Galeria sollen der neuerlichen Sanierung auch 15 Häuser in Insgesamt stehen 52 Häuser auf der Liste.

Die Belegschaft dürfte um mehr als ein Viertel schrumpfen. In den Galeria-Häusern werden den Plänen zufolge rund 4000 Arbeitsplätze gestrichen (die wegen der vielen Teilzeitjobs in den Warenhäusern ungefähr 3100 Vollzeitarbeitsplätzen entsprechen), dazu dürften noch einmal mehr als 400 Jobs in der Verwaltung kommen. Arbeitnehmervertreter sprachen sogar von mehr als 5000 Arbeitsplätzen, die verloren gehen würden. Davon dürfte auch eine deutlich vierstellige Zahl auf NRW entfallen. Nach Angaben des Gesamtbetriebsrates sollen Beschäftigte, die ihren Job verlieren, zwei Brutto-Monatsgehälter als Abfindung erhalten. Gleichzeitig soll es eine Transfergesellschaft geben.

„Schwarzer Montag für Beschäftigte und ein Traditionsunternehmen“, schrieb NRW-Kommunalministerin Ina Scharrenbach (CDU) am Montag auf Twitter und ergänzte mit Blick auf die geplanten Standortschließungen: „Das setzt unsere Innenstädte definitiv weiter unter Druck.“ Scharrenbachs Ministerium kündigte an, man werde nun zeitnah mit den Kommunen der betroffenen Galeria-Standorte zusammenkommen.

Ob die Schließungsliste final ist, steht indes noch nicht fest. Mit Verantwortlichen in mehreren Häusern könnte in den kommenden Tagen noch verhandelt werden, hieß es am Montag aus dem Umfeld des Unternehmens. Womöglich könnte der bei Galeria mitbeteiligte Sanierungsexperte Arndt Geiwitz noch versuchen, einzelne Vermieter davon zu überzeugen, zumindest auf Teile ihrer Forderungen an den Warenhauskonzern zu verzichten. Die Rechnung, die womöglich dahinter steckt: Wenn einem Haus die Schließung droht, ist ein Vermieter womöglich eher zum Einlenken bereit.

Wie das Konzept für die 77 verbleibenden Häuser aussieht, steht noch nicht fest. „Die Chancen am Markt werden dadurch für Galeria nicht größer, weil das Unternehmen ja auch an Einkaufsvolumen und damit an Einkaufsmacht verlieren wird“, sagte ein Insider am Montag. Die Frage ist auch, wie viel der Galeria-Eigentümer Signa mit dem Immobilienunternehmer René Benko investieren will. Er war in der Vergangenheit für mangelndes Engagement scharf kritisiert worden. Zunächst muss am 27. März die Gläubigerversammlung über das Fortführungskonzept des Managements entscheiden.

Galeria hatte im Oktober 2022 zum zweiten Mal innerhalb von weniger als drei Jahren ein Schutzschirmverfahren beantragt. Als Grund für die existenzbedrohende Lage des Unternehmens hatte der Vorstandsvorsitzende Miguel Müllenbach damals die stark gestiegenen Energiepreise und die Konsumflaute in Deutschland genannt, beides Folgen aus dem Ende Februar 2022 von Russland begonnenen Krieg in der Ukraine. Schon damals hatte Müllenbach angekündigt, dass bei der neuerlichen Sanierung auch viele Filialen würden schließen müssen und etliche Arbeitsplätze verloren gehen würden. 2021 und 2022 hatte Galeria bereits Staatshilfen beantragt und war vom Wirtschaftsstabilisierungsfonds des Bundes in zwei Tranchen mit insgesamt 680 Millionen Euro gestützt worden.

„Bei Galeria werden die schlimmsten Befürchtungen wahr. Bei 52 Hausschließungen wird wohl nicht einmal mehr als eine Milliarde Euro Umsatz übrig bleiben“, schätzt der Mönchengladbacher Handelsexperte Gerrit Heinemann. Dass dafür der Staat „ziemlich genau eine Milliarde Euro“ in das Unternehmen gesteckt habe (Staatshilfe plus zweimal Insolvenzgeld), sei „mehr als skandalös“. „Damit blutet der Steuerzahler für den größten Teil, der weg ist. Herrn Benko wird es freuen“, kritisierte Heinemann.

Düsseldorfs Top-Adresse Kö 1 im Wandel der Zeit
12 Bilder

Düsseldorfs Top-Adresse Kö 1 im Wandel der Zeit

12 Bilder
Foto: Archiv Brzosa
 Galeria Kaufhof schließt 52 Warenhäuser (Symbolbild).

Galeria Kaufhof schließt 52 Warenhäuser (Symbolbild).

Foto: dpa/Hendrik Schmidt

In Mönchengladbach machte sich tiefe Bestürzung breit, dass die Galeria-Filiale an der Hindenburgstraße (Kaufhof) geschlossen wird. „Das ist deprimierend, aber wir haben damit rechnen müssen“, sagte Oberbürgermeister Felix Heinrichs (SPD), der am Mittag per E-Mail vom Konzern informiert worden war. „Es tut mir unglaublich leid für die Beschäftigten. Jetzt müssen wir für die Immobilie schnell zu einer Übergangslösung kommen.“ Die Stadt arbeite dabei mit dem Eigentümer und dem Verwalter der Immobilie, dem Oberhausener Konzern RME, zusammen. RME verwaltet mehr als 20 Galeria-Immobilien in Deutschland. „Möglicherweise lässt sich ein Teil der Immobilie weiter für Einzelhandel nutzen, andere Nutzer müssen dann mit dazukommen, dann kann die Immobilie wieder funktionieren“, sagte OB Felix Heinrichs. Eine Studie soll die Potenziale für die Immobilie aufzeigen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort