Lohnstreit bei Billig-Airline Ryanair will Piloten in Deutschland fest anstellen

Berlin · Die Billig-Fluggesellschaft Ryanair liegt derzeit mit ihren Mitarbeitern in mehreren europäischen Ländern im Streit über Löhne und Arbeitsbedingungen. Die Airline hat angekündigt, den in Deutschland stationierten Piloten eine Festanstellung anzubieten.

 Maschinen der irischen Fluggesellschaft Ryanair (Symbolbild).

Maschinen der irischen Fluggesellschaft Ryanair (Symbolbild).

Foto: dpa/Marcel Kusch

Im Tarifstreit bei der irischen Billigfluglinie Ryanair erhalten die Piloten und Flugbegleiter Rückendeckung aus Brüssel. Das Unternehmen müsse das in den einzelnen Mitgliedstaaten geltende nationale Arbeitsrecht anwenden und die in der EU gültigen Sozialstandards beachten, sagte EU-Sozialkommissarin Marianne Thyssen der „Welt“ (Donnerstagsausgabe). Ryanair kündigte derweil an, seinen in Deutschland stationierten Piloten eine Festanstellung sowie die Übernahme von Ausbildungskosten anzubieten.

„Ausschlaggebend für das anwendbare Recht ist nicht die Flagge des Flugzeugs. Entscheidend ist vielmehr der Ort, von dem aus ein Arbeitnehmer morgens abfährt und am Abend heimkehrt, ohne dass der Arbeitgeber seine Ausgaben decken muss“, sagte Thyssen. Die europäischen Vorgaben für die Anwendung des korrekten Arbeitsrechts auf Arbeitsverträge seien eindeutig.

Ryanair habe der EU-Kommission zwar am Dienstag in einem Schreiben Bereitschaft signalisiert, in Deutschland und anderen EU-Staaten zu lokalen Verträgen zu wechseln, sagte EU-Kommissarin Thyssen. Das sei ein Schritt in die richtige Richtung. „Aber die Einhaltung von Gesetzen ist nichts, worüber die Arbeitnehmer verhandeln sollten.“ Daher rufe sie das Management von Ryanair auf, „die vollständige Einhaltung aller geltenden EU-Vorschriften sicherzustellen“.

Ryanair liegt derzeit mit seinen Mitarbeitern in mehreren europäischen Ländern im Streit über Löhne und Arbeitsbedingungen. In Deutschland hatten in der vergangenen Woche Piloten zusammen mit Flugbegleitern gestreikt. Die Airline strich 150 der etwa 400 geplanten Verbindungen von und nach Deutschland.

Am Mittwoch bot die Fluggesellschaft ihren hierzulande stationierten Piloten eine Festanstellung an. „Bis Weihnachten sind alle Piloten, die in Deutschland ihre Basis haben, direkt bei uns angestellt“, sagte Ryanair-Manager Peter Bellew der Wochenzeitung „Die Zeit“. Das Unternehmen werde künftig zudem zum großen Teil die Ausbildungskosten für eine Flugschule übernehmen.

Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) und Verdi fordern für die Piloten und Flugbegleiter bessere Arbeitsbedingungen sowie mehr Gehalt. Verhandlungen zwischen den Tarifparteien brachten in den vergangenen Wochen keine Einigung.

Bellew kritisierte: „Streiks scheinen Teil des Dramas zu sein, um am Ende ein Ergebnis zu haben.“ Über Ryanair sagte er der „Zeit“: „Wir beißen niemandem die Hand ab, wir sind doch ganz normale Menschen.“ Die Ryanair-Aktionäre treffen sich am Donnerstag zur Hauptversammlung in Dublin.

(mba/AFP)
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