Preiskampf setzt Billigflug-Pionier zu Ryanair kappt schon wieder die Prognose

Dublin · Die einst erfolgreiche Preisstrategie erweist sich für Billigflug-Pionier Ryanair immer mehr als Bumerang. Wegen des harten Konkurrenzkampfs kappte die irische Fluggesellschaft am Montag zum zweiten Mal binnen zwei Monaten ihre Gewinnziele.

Flugatlas 2013: Acht Billigfluglinien im Vergleich
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Nach zunehmender Kritik am Umgang mit den Passagieren peilt Europas größter Billigflieger nun einen Imagewechsel an und will mit größer Kundenfreundlichkeit und einem besseren Service punkten.

Ryanair befürchtet in diesem Jahr den ersten Gewinnrückgang seit 2009. Die Anleger straften die Airline dafür ab. Die Aktie brach zwölf Prozent ein. "Das ist eine schwache und enttäuschende Prognose", sagte Analyst David Holohan von Merrion Stockbrockers. "Damit deutet Ryanair an, dass das das Unternehmen unter dem derzeitigen Umfeld stärker leidet als seine Wettbewerber." Dies zog die Prognosesenkung ebenfalls in die Tiefe. Papiere des britischen Rivalen EasyJet verloren 4,5 Prozent.

Auch die Aktien der Lufthansa, von Air France und der British Airways-Mutter IAG gaben nach.
In dem Geschäftsjahr bis Ende März rechnet Ryanair nur noch mit einem Gewinn von etwa 510 Millionen Euro. Ursprünglich hatte die Airline 570 bis 600 Millionen Euro angepeilt. Anfang September senkte sie aber erstmals seit zehn Jahren ihre Gewinnprognose und rechnete maximal noch mit dem unteren Ende der Spanne.

War Ryanair vor einigen Jahren noch Vorreiter mit seiner Billig-Strategie, buhlen inzwischen auch viele etablierte Fluggesellschaften mit preiswerten Tickets um Passagiere. Zu dem Konzept gehört es, sich eine Reihe von Leistungen extra bezahlen zu lassen. Wegen ihres Umgangs mit den Kunden dabei war die Fluggesellschaft aber zunehmend in die Kritik geraten.

O'Leary verspricht Verbesserungen

Ryanair-Chef Michael O'Leary versprach deshalb jüngst eine Abkehr von der "brüsken Kultur". Es sollte mehr Nachsicht etwa bei Zusatzkosten für Übergepäck geübt werden. Gebühren für das Ausdrucken der Bordkarten sollen abgeschafft und ein zweites Stück Handgepäck erlaubt werden. Künftig sollen auch Sitzplätze zugewiesen werden, um das Chaos in den Maschinen bei der Sitzplatzsuche zu beenden.

Es brauche allerdings zwölf bis 18 Monate bis diese Veränderungen griffen, sagte Finanzchef Howard Millar. Um die Flugzeuge vollzubekommen, würden die Preise in den Wintermonaten noch mal um rund zehn Prozent gesenkt. In den sechs Monaten bis Ende September konnten das Unternehmen den Rückgang der Ticketpreise von zwei Prozent mit um 22 Prozent höheren Zusatzgebühren ausgleichen. Der Gewinn legte um ein Prozent zum Vorjahr auf 602 Millionen Euro zu.

Im hart umkämpften Billigflug-Markt schlägt sich Konkurrent Easyjet derzeit besser. Die Airline rechnet für das abgelaufene Geschäftsjahr (per Ende September) mit einem deutlich gestiegenen Vorsteuergewinn.

(REU)
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