Durchschnittspreis sank deutlich Ryanair setzt nach Corona auf Expansion

London/Düsseldorf · Der Billigflieger macht wieder Gewinne und will wachsen. Das zeigt sich trotz des Rückzugs aus Düsseldorf auch in NRW. In Köln-Bonn und Weeze steigt die Zahl der Flüge.

 Ab Köln-Bonn sollen im Sommer 2021 pro Woche 169 Ryanair-Jets abheben, so das Unternehmen.

Ab Köln-Bonn sollen im Sommer 2021 pro Woche 169 Ryanair-Jets abheben, so das Unternehmen.

Foto: Flughafen/Köln Bonn Airport

Ryanair, Europas größte Low-cost-Airline, hat im abgelaufenen dritten Quartal erstmals seit eineinhalb Jahren wieder einen Drei-Monats-Gewinn eingeflogen. Und: Um sich für weiteres Wachstum die Flugrechte innerhalb der Europäischen Union zu sichern, will sich der irische Konzern von der Londoner Börse zurückziehen. Denn die Start- und Landerechte in der EU können nur sicher verteidigt werden, wenn klar ist, dass die Mehrheit der Eigentümer aus der EU und nicht aus Großbritannien kommt.

Aus diesem Grunde hat Ryanair das schon für alle Nicht-EU-Bürger geltende Verbot, Stammaktien von Ryanair zu kaufen, bereits auf Briten ausgedehnt. Sie mussten im Zusammenhang mit dem Brexit auch ihre Stimmrechte abgeben. Und da mittlerweile nicht einmal ein Zehntel der Ryanair-Aktien in London gehandelt wird, wäre ein Rückzug von dieser Börse relativ unproblematisch: „Das entscheidende Wachstum kann Ryanair nur innerhalb der EU-Staaten machen“, sagt dazu der Hamburger Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt. „Da liegt der Rückzug aus London nahe.“

Derzeit geht es bei Ryanair deutlich aufwärts. In den drei Monaten von Juli bis September wurde ein Nettogewinn von 225 Millionen Euro eingeflogen, wie der Konzern schon am Montag mitteilte. Im Vergleichsquartal 2020 lag der Verlust noch bei 225,5 Millionen Euro. Im ersten Geschäftshalbjahr lag der Verlust bei 48 Millionen Euro, im Vorjahreszeitraum hatte das Minus noch 411 Millionen Euro betragen.

Noch extremer zeigt sich der Aufwärtstrend bei der Passagierzahl: Fast 40 Millionen Tickets verkaufte Ryanair dieses Jahr zwischen April und Ende September, vergangenes Jahr gab es im selben Zeitraum nur 17 Millionen Reisende. Der Aufschwung spiegelt sich auch an der Börse wider: Seit dem Tief im Mai 2020 hat sich der Kurswert praktisch verdoppelt, die Marktkapitalisierung liegt bei 19,4 Milliarden Euro – fast dreimal so viel, wie die Lufthansa mit 6,9 Milliarden Euro.

Doch die Stärke von Ryanair ist auch teuer erkauft. So haben die Iren ihre Personalkosten radikal begrenzt, indem sie viele Beschäftigte in der Krise einfach nach Hause schickten, während Lufthansa laufend das Kurzarbeitergeld aufstockte. „Ryanair hat sich auf Kosten der Sozialkassen saniert“, erklärt Großbongardt.

Hinzu kommt, dass der Konzern massiv auf Wachstum in der Schlussphase der Corona-Krise setzt. So sollen die Kapazitäten im Frühjahr 2022 die von 2019 übersteigen, kündigte der Vorstand an. In den nächsten fünf Jahren soll die Zahl der Passagiere um 50 Prozent auf 225 Millionen pro Jahr steigen.

Mit Kampfpreisen wird versucht, Konkurrenten wie Easyjet oder auch Eurowings abzudrängen. So erhielt Ryanair pro Ticket nur knapp 33 Euro im abgelaufenen Halbjahr – rund ein Drittel weniger als im Vorjahr. Aber immerhin 22,50 Euro gibt jeder Passagier im Schnitt dafür aus, mehr Gepäck mitnehmen oder bevorzugt einsteigen zu dürfen. „Beim Geschäft mit solchen Zusatzleistungen war Ryanair schon lange sehr kreativ“, so Großbongardt. Für Reisende ist das oft nervig, weil sie sogar für vermeintliche Selbstverständlichkeiten zahlen müssen.

Der aggressive Kurs zeigt sich auch im Rheinland: Die Präsenz am Airport Düsseldorf mit dem Ableger Laudamotion gab Ryanair im Zusammenhang mit der Corona-Krise zwar erst einmal auf. Nun ist eine spannende Frage, ob es 2022 eine Rückkehr geben könnte. Immerhin lockt in Düsseldorf das höchste Passagieraufkommen in NRW. In Köln, wo Startgebühren günstiger sind, blieb Ryanair relativ stark präsent. Aktuell starten pro Woche 129 Flüge, nächsten Sommer sollen es pro Woche 169 sein, also am Tag mehr als 20 Flüge.

Und in Weeze wird die Zahl der Starts auf 47 pro Woche hochgefahren. Vor zwei Jahren, also vor der Pandemie, waren es 41 Flüge pro Woche. Nächsten Sommer sind 82 pro Woche geplant, so Ryanair. Nicht sehr viel, aber auch nicht wenig.

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