Stromgigant muss sparen RWE will 8000 Stellen abbauen

Essen · Der Essener Energiekonzern tritt wegen der Atomwende auf die Bremse. Die laufenden und geplanten Spar- und Verkaufsprogramme sollen zum Abbau von zehn Prozent der Stellen führen. Das Ganze soll sozialverträglich geschehen. Am 12. Dezember berät der Aufsichtsrat.

2011: Proteste bei der RWE-Hauptversammlung
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Die Atomwende zwingt auch RWE, auf die Kostenbremse zu treten. Bis in die nächsten Jahre will der zweitgrößte deutsche Versorger über 8000 seiner weltweit 72 000 Arbeitsplätze abbauen, wie unsere Zeitung aus Gewerkschaftskreisen erfuhr. Dies solle sozialverträglich geschehen, hieß es. Am 12. Dezember kommt der Aufsichtsrat zusammen, um über den mittelfristigen Ausblick für die Jahre 2012 bis 2014 und damit auch über die Beschäftigungsentwicklung zu beraten.

So soll allein das im August erweiterte Desinvestitions-Programm mit dem Abbau von 3000 bis 4000 Stellen verbunden sein, hieß es. RWE will bis Ende 2013 Beteiligungen in Höhe von elf Milliarden Euro abgeben. Die Mitarbeiter verlieren nicht ihren Arbeitsplatz, bekommen aber einen neuen Arbeitgeber. Bereits verkauft ist die Mehrheit am Netzbetreiber Amprion (800 Stellen) und an Thyssengas (300 Stellen). Im Gespräch ist unter anderem der Verkauf oder Teilverkauf des Ölförderers Dea (1300 Stellen).

Bereits gestartet hat RWE ein Sparprogramm bei seiner britischen Tochter npower. Dort sollen, wie Anfang des Jahres angekündigt, viele hundert Jobs gestrichen werden. Hier seien Kündigungen möglich, hieß es. Ein Sparprogramm läuft auch in Osteuropa, wo RWE sich nach der Liberalisierung des Marktes mit scharfem Wettbewerb konfrontiert sieht und mehrere hundert Stellen streichen will.

In Deutschland folgt der Job-Abbau aus der Schließung von Kraftwerken. Der Meiler Biblis wird stillgelegt, wo noch 700 Mitarbeiter beschäftigt sind. Neue Braunkohle-Blöcke (BoA 2 und 3) im rheinischen Revier sollen alte Blöcke ersetzen. Auch dies soll, wie bereits angekündigt, zur Einsparung von Personal führen.

RWE-Sprecher Volker Heck wollte sich zu Aufsichtsrats-Angelegenheiten nicht äußern. Er bestätigte aber, dass seit längerem viele Maßnahmen liefen und weitere Schritte folgen werden, um den Konzern für die Zukunft fit zu halten. Alle Maßnahmen seien einvernehmlich mit den Gewerkschaften besprochen worden, betonte Heck.

Damit unterscheidet sich RWE vom Konkurrenten Eon. Der Düsseldorfer Konzern hatte im August den Abbau von bis zu 11 000 seiner 80 000 Stellen angekündigt. Es kam zu heftigen Protesten der Belegschaft, weil Eon betriebsbedingte Kündigungen nicht ausschließt.

RWE will dagegen im nächsten Jahr mit den Gewerkschaften über eine Verlängerung des Beschäftigungssicherungs-Vertrages verhandeln. Bis Ende 2012 gilt bei RWE Kündigungsschutz, dieser soll nun verlängert werden. Vor wenigen Tagen hatten sich RWE und Gewerkschaften auf eine Lohnerhöhung von 2,7 Prozent für 2012 geeinigt und sich für Verhandlungen zur Beschäftigungssicherung verabredet.

Mit dem Stellenabbau will der Konzern seine bekannten Einsparziele erreichen, aber auch die Belastungen durch die Atomwende auffangen. Im August hatte RWE angekündigt, die Kosten im nächsten Jahr um 1,5 Milliarden Euro senken zu wollen. Die Gewerkschaften rechnen damit, dass nun mehr gespart werden soll.

(RP/felt/csr)
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