Essener Energiekonzern RWE bietet neuen Kündigungsschutz an

Essen · Der Energiekonzern will noch zwei Jahre lang auf Kündigungen verzichten. Die Arbeitnehmer fordern aber acht Jahre. Die Gewerkschaften Verdi und IG BCE sowie die Betriebsräte von RWE haben Konzernchef Peter Terium im Streit um das aktuelle Sparpaket "RWE 2015" offenbar ein zentrales Zugeständnis abgerungen.

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Foto: dapd

Der Energieversorger ist bereit, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. "Gestritten wird aber noch darüber, wie lange der Kündigungsschutz verlängert wird, sowie über die Bedingungen, zu denen die Mitarbeiter innerhalb des Konzerns zu Jobwechseln gezwungen werden können", hieß es gestern in Verhandlungskreisen. Der Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung, der betriebsbedingte Kündigungen ausschließt, läuft zum Jahresende aus.

In der Vergangenheit hatten Arbeitnehmer und Management sich bei RWE stets auf außergewöhnlich lange Job-Garantien von jeweils mehrjähriger Dauer geeinigt. Die will Terium angesichts der Unsicherheiten, die die Energiewende für den Versorger bedeutet, jetzt nicht mehr akzeptieren.

RWE muss derzeit den Ausstieg aus der Atomenergie, sinkende Margen in der Stromerzeugung und im Gashandel sowie den Aufbau einer neuen Infrastruktur für die Produktion regenerativer Energien verkraften. Gleichzeitig gerät der Konzern auch öffentlich unter Druck, weil sich die Kosten der Energiewende bei den Verbrauchern in Form höherer Preise für Strom und Wärme bemerkbar machen.

In Gewerkschaftskreisen heißt es, auf dem Tisch liege der Vorschlag von RWE, für die kommenden zwei Jahre auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Die Arbeitnehmer verlangen eine Verlängerung der Job-Garantien für acht Jahre. Sie versuchen jetzt, den Streit um den Kündigungsschutz mit den laufenden Tarifverhandlungen zu verknüpfen. Verdi hatte bereits im Sommer mit Streiks gedroht. Die Friedenspflicht läuft zum Jahresende aus.

Terium hatte im Sommer — kurz nach seinem Amtsantritt — angekündigt, dass er bis 2015 den Energiekonzern schlanker und effizienter machen will. Die Maßnahmen beinhalten neben dem bereits bekannten Abbau von 8000 Jobs die Streichung oder Verlagerung von zusätzlichen 2400 Stellen. Damit will Terium das RWE-Ergebnis um eine Milliarde Euro steigern.

Verdi-Funktionär und RWE-Aufsichtsrat Peter Lafos sprach damals von einem "Konfrontationskurs" und einem "Kulturbruch" bei RWE, weil es damals hieß, der Konzern wolle erstmals nicht mehr auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten. Offen ist, welches Gesamtpaket aus den aktuellen Streitthemen "Gehalt", "Beschäftigungssicherung" und "Sparprogramm" hervorgehen wird. Die nächste Verhandlungsrunde startet im Januar.

(RP/nbe)
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