Börsenliga Rückt Metro für K+S in den Dax?

Frankfurt/Kassel · Nach einem Jahr ohne Veränderung im Dax wird es im September wieder spannend: K+S kämpft um seinen Platz im Leitindex, Nachrücker wittern ihre Chance. Zudem dürften so viele Börsenneulinge wie nie in der Geschichte der Deutschen Börse einen Platz in MDax oder SDax erobern.

Das waren die Top-Verdiener unter den Dax-Vorständen
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Seit Wochen wird gerechnet: Katapultiert der jüngste Kurssturz den Kasseler Düngemittel- und Salzproduzent K+S aus dem Dax? Kehrt der Handelskonzern Metro ein Jahr nach seinem Abstieg aus der ersten deutschen Börsenliga zurück in den erlauchten Kreis der 30 Konzerne? Oder schafft es der Chemikalienhändler Brenntag, Metro auszustechen?

Kabel Deutschland, der eigentliche Favorit für einen Dax-Aufstieg, jedenfalls dürfte chancenlos bleiben: Die laufende Übernahme durch den britischen Mobilfunkkonzern Vodafone macht einer möglichen Aufnahme einen Strich durch die Rechnung.

Am nächsten Mittwochabend (4.9.), nach dem Treffen des Arbeitskreises Aktienindizes der Deutschen Börse, weiß die Finanzwelt mehr. Die bislang vorliegenden Zahlen sprechen dafür, dass im Dax zunächst alles beim Alten bleibt. In Sicherheit wiegen darf sich der Wackelkandidat K+S nach Einschätzung von Experten dennoch nicht.

"Hundertprozentig klar ist noch nichts", sagt Index-Experte Michael Bissinger von der DZ Bank. "Aber aktuell sieht es so aus, dass es keine Änderung im Dax gibt, denn K+S gehört weiterhin zu den 40 nach Börsenwert und -umsatz größten Unternehmen Deutschlands."

"Ich bin weit weg von jeder Panik"

Für K+S-Chef Norbert Steiner wäre der Abstieg aus dem Deutschen Aktienindex ein weiterer Rückschlag. Ende Juli war die K+S-Aktie auf Talfahrt gegangen, nachdem der russische Kali-Gigant Uralkali mit Signalen für niedrigere Kali-Preise den Markt erschüttert hatte.

In der Spitze verloren K+S-Papiere fast 40 Prozent. Sinkende Kali-Preise drückten zum Halbjahr zudem das Ergebnis, die Gewinnprognose für das Gesamtjahr senkten die Kasseler. Steiner zeigte sich unbeeindruckt: "Ich bin weit weg von jeder Panik", sagte er Mitte August der "Welt".

Es sei zwar "tatsächlich nicht ganz ausgeschlossen, dass wir den Dax verlassen müssen", aber er denke nicht jede Minute daran, "weil das keinen Einfluss auf das operative Geschäft hat", sagte der K+S-Chef.

Im Krisenherbst 2008 war K+S als erster Rohstoffwert im Dax gestartet: am 22. September, nur eine Woche nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers. Düngemittel und Streusalz kam damals bei vielen Anlegern als Investment besser an als Derivate und undurchschaubare Subprime-Kreditpakete.

Hoffnungen auf eine Rückkehr in den Leitindex darf sich in erster Linie der Handelskonzern Metro (Media Markt, Saturn, Real, Kaufhof) machen, vor 25 Jahren einer der Dax-Gründungswerte.

Seit dem Abstieg im September 2012 läuft in Düsseldorf das Projekt Dax-Rückkehr: "Wir sollten den Abstieg als Verpflichtung sehen, wieder aufzusteigen", sagte Metro-Chef Olaf Koch im März der "Süddeutschen Zeitung". Ende März bekräftige Koch in der "Rheinischen Post": "Natürlich wollen wir zurück in den Dax. Aber wir machen einen Schritt nach dem anderen."

Sollte K+S die Elite der deutschen Börsenunternehmen verlassen müssen, könnte es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Metro und Brenntag geben. Der Chemikalienhändler ist mit einem Börsenwert aller frei handelbaren Aktien von rund 6,1 Milliarden Euro größer als Metro mit 4,1 Milliarden Euro. Im vergangenen Monat reichte der Börsenumsatz aber ganz knapp nicht zum Aufstiegskandidaten. "Es ist durchaus möglich, dass sich das inzwischen geändert hat", meint Bissinger.

Außergewöhnlich hoch ist die Zahl der Neulinge, die ab dem 23. September die Indizes erobern dürften. Die Flut billigen Geldes der Zentralbanken macht Börsengänge wieder attraktiver.

Nachdem im Juni das Immobilienunternehmen LEG in den MDax aufgenommen wurde, folgen nun die einstige Siemens-Lichttochter Osram und das Chemieunternehmen Evonik, das bis zu seinem letztlich erfolgreichen Börsenstart im April jedoch vier Anläufe brauchte. Zudem kann der Privatsender RTL, der mangels Börsenumsatzes in Deutschland zunächst im SDax notierte, auf Aufnahme ins Segment der mittelgroßen Unternehmen hoffen.

Im SDax dürften Kion und Deutsche Annington willkommen geheißen werden. Europas größter Gabelstapler-Hersteller hat theoretisch sogar MDax-Qualität: Kion zählt zu den 60 größten deutschen Unternehmen.
Das war auch von der Wohnungsgesellschaft zunächst erhofft worden.

Doch diese musste nach einem gescheiterten Anlauf zum Börsenstart Zugeständnisse machen: Der Preis der Aktien wurde kräftig gesenkt, um ausreichend Interesse zu wecken, zugleich wurden deutlich weniger Papiere angeboten als geplant. Daher bleibt der Deutschen Annington nun nur noch die Aufnahme in den kleinsten Index der Dax-Familie.

(dpa)
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