Kölner TV-Sender RTL drängt Anfang April an die Börse

Frankfurt · Der milliardenschwere Verkauf von Aktien des Fernsehkonzerns RTL soll Finanzkreisen zufolge unmittelbar nach Ostern beginnen. Der Prozess werde Anfang April anlaufen.

Ende April oder Anfang Mai könnte RTL dann mit einem Streubesitz von bis zu 25 Prozent zum Börsen-Schwergewicht werden, sagten zwei Insider der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag.

RTL-Mehrheitsaktionär Bertelsmann hatte im Februar angekündigt, sich von bis zu 17,3 Prozent seiner Anteile an RTL zu trennen, um Geld für Investitionen in neue Geschäftsfelder in die Kasse zu bekommen. "Die Rückkehr von RTL an die Börse wird in vielerlei Hinsicht wie ein richtiger Börsengang organisiert werden", sagte einer der mit den Plänen vertrauten Insider. Bertelsmann lehnte eine Stellungnahme ab.

Die Aktien, die an der Börse insgesamt 1,5 Milliarden wert sind, sollen demnach in einem Bookbuildingverfahren angeboten werden, Bankanalysten erstellen Unternehmensstudien, während das RTL-Management den Konzern potenziellen Investoren vorstellt, um einen möglichst guten Preis zu erzielen. Zurzeit sind nur sieben Prozent von RTL an der Börse notiert, der Aktienkurs gilt daher nicht als guter Anhaltspunkt für den wahren Unternehmenswert.

Bertelsmann hält 92,3 Prozent. Der Medienkonzern ist bereit, seinen Anteil auf bis zu 75 Prozent zu reduzieren. RTL hat im Februar von sinkenden Gewinnen im vergangenen Jahr wegen eines schleppenden Geschäfts mit TV-Werbespots berichtet. Am 26. März stellt Bertelsmann seinen kompletten Konzern-Geschäftsbericht vor.

Die Zahlen sollen die Grundlage für den RTL-Börsenprospekt sein. Deshalb muss der Börsengang nach den geltenden Regeln spätestens Mitte Mai abgeschlossen werden - sonst müssten die Ergebnisse des ersten Quartals verwendet werden. Organisiert wird der RTL-Aktienverkauf von der Deutschen Bank, Morgan Stanley, Goldman Sachs, Bank of America Merrill Lynch, Citi und Credit Suisse. Bertelsmann wollte sich zu den Plänen nicht äußern.

Die bisher schuldenfreie RTL hatte im Februar eine Dividende von 1,6 Milliarden Euro für Bertelsmann und die Kleinaktionäre angekündigt. Im Gegenzug bekommt RTL von Bertelsmann einen über zehn Jahre laufenden Kredit über 500 Millionen Euro. Damit soll der Sender für Investoren aufgehübscht werden, denen Unternehmen mit Fremdkapitalanteil oft lieber sind als nur mit vergleichsweise teurem Eigenkapital.

(REU/nbe)
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