Berlin Bahn-Aufsichtsrat will heute über Pofalla diskutieren

Berlin · Bahnchef Rüdiger Grube treibt gegen alle Kritik die Berufung des früheren Kanzleramtsministers in den Konzern voran.

Twitter-Reaktionen zum Bahn-Job von Ronald Pofalla
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Foto: dpa, Rainer Jensen

Rüdiger Grube hat heute einen harten Tag vor sich: Der Bahnchef muss den Aufsichtsrat über die Lage von Deutschlands größtem Verkehrsunternehmen informieren - und die dürfte den Kontrolleuren Anlass für viele kritische Fragen bieten. Auf der Tagesordnung steht die Personalie Ronald Pofalla: Der ehemalige Kanzleramtsminister soll wie berichtet Anfang kommenden Jahres als Generalbevollmächtigter zur Bahn wechseln. Obwohl der Plan schon Ende vergangenen Jahres durchgesickert ist, reißt die Kritik nicht ab. Grünen-Bundestagsfraktionschef Anton Hofreiter sagte der "Passauer Neuen Presse: "Das grenzt an Korruption." Pofalla werde für seine früheren Entscheidungen als Minister belohnt, die er zugunsten der Bahn und auch des Vorstands getroffen habe. "Er stand bereits früher als Regierungsmitglied im Dienst der Bahn AG. Dafür erhält er jetzt einen sehr, sehr guten Posten als Prämie."

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), der den Bund als Bahn-Eigentümer vertritt, verteidigt die Personalie hingegen: Er könne nachvollziehen, dass ein Unternehmen dieser Größe jemanden für die Pflege von politischen Kontakten brauche. Pofalla sei dafür zweifellos qualifiziert, sagte Dobrindt. Trotzdem werden die Aufsichtsräte sich heute fragen, ob der 55 Jahre alte Pofalla dem Konzern angesichts der Kritik mehr schadet als nutzt.

Am Rande einer Pressekonferenz in Ratingen bestätigte Grube zudem, dass die Bahn ihre interne Gewinnprognose drastisch gekappt hat. "Zwischen 2014 und 2017 werden wir deutlich weniger als geplant verdienen", sagte Grube und sprach von "Gewinnrückgängen im Milliardenbereich". Als Grund nannte er die konzerneigene Infrastruktur, die noch höhere Aufwendungen als bei früheren Planungen absehbar verbrauche.

In Medienberichten hatte es zuletzt geheißen, die Bahn werde bis 2017 sogar 3,7 Milliarden Euro weniger Gewinn erwirtschaften, als noch vor gut einem Jahr prognostiziert worden ist. Diese Zahl bestätigte Grube nicht. Für dieses Jahr geht die Bahn von einem Betriebsergebnis (Gewinn vor Steuern und Zinsen) in Höhe des Vorjahresniveaus von 2,2 Milliarden Euro aus. Bislang hatte die Bahn mit 3,6 Milliarden gerechnet.

Der Konzern will deshalb mehr Geld vom Bund. Auch über den richtigen Weg, diese Forderung durchzusetzen, will der Aufsichtsrat bei seiner Sitzung heute diskutieren.

(RP)
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