Vor Gipfel in zwei Wochen Ringen um Abschaffung der EADS-Doppelspitze

Paris (RPO). Ei geht es weiter mit der Führung des europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS? Berlin und Paris ringen zwei Wochen vor dem deutsch-französischen Gipfel in Toulouse heftig um die Abschaffung der Doppelspitze bei der Airbus-Mutter.

Chronologie der Airbus-Krise
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Foto: AFP

Laut dem Finanzblatt "Les Echos" will die französische Seite Louis Gallois als Chef des europäischen Konzerns halten, so dass der deutsche Co-CEO Tom Enders seinen Posten abgeben müsste. Im Gegenzug könnte sich Arnaud Lagardère aus der Führung des EADS-Verwaltungsrates zurückziehen und der deutsche Rüdiger Grube das Kontrollgremium der Airbus-Mutter allein führen.

Paris und Berlin seien bereits nahe vor einer Einigung, schrieb "Les Echos". Aus Kreisen der Bundesregierung hieß es, der Bericht entbehre jeder Grundlage. Enders werde in der gesamten Branche wegen seiner guten Erfolgsbilanz geschätzt.

Auch ein EADS-Sprecher wies den Artikel als "Spekulation" zurück. Ein Insider aus Aktionärskreisen sagte der AP aber: "Die Struktur, die wir bisher hatten, scheint sich zu ändern." Eine mögliche Entscheidung stehe nach dem Gespräch des französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy mit Bundeskanzlerin Angela Merkel am 16. Juli in Toulouse an.

Hindernis für eine effizientere Konzernführung

Die deutsch-französische Doppelspitze gilt seit langem als Hindernis für eine effizientere Konzernführung. Enders und Gallois haben beide selbst mehrfach klar gemacht, sie würden EADS lieber alleine führen. Zu den stärksten Verfechtern einer klassischen Managementstruktur gehört Sarkozy.

Er will zudem den Aktionärspakt ändern, der der französischen Lagardère-Gruppe und DaimlerChrysler auf deutscher Seite die Entscheidungshoheit zusichert. Weil die Bundesregierung nicht wie der französische Staat als Aktionär bei EADS einsteigen und den Aktionärspakt ändern wolle, sei die Veränderung der Managementstruktur nun in den Mittelpunkt gerückt, schrieb "Les Echos".

Dem Blatt zufolge hat sich die französische Regierung noch nicht auf ein endgültiges Schema festgelegt. Die am häufigsten erwähnte Hypothese sei aber ein Festhalten an Gallois auf Kosten von Enders. Unter Berufung auf nicht näher genannte Insiderkreise hieß es, Paris habe sich mit dem französischen Hauptaktionär, der Lagardère-Gruppe, bereits im Prinzip geeinigt. Beide Seiten waren am Dienstag zu eine Stellungnahme zunächst nicht bereit. Am vergangenen Donnerstag hatte Lagardère erklärt, er ziehe mit Paris an einem Strang.

In französischen Medien wird ein Verbleib von Gallois an der Konzernspitze als plausibel bezeichnet, weil dieser seit seinem Amtsantritt als Airbus-Chef im Herbst das Sanierungsprogramm "Power 8" bei dem Flugzeugbauer voran getrieben habe. Diese Position wird von EADS zurückgewiesen. "Enders und Gallois haben bei 'Power 8' gemeinsame Sache gemacht", sagte Konzernsprecher Alexander Reinhardt.

Er betonte ebenso wie die Bundesregierung, dass Enders in den von ihm verantworteten EADS-Sparten von Eurocopter bis zu den Militärtransportern eine hervorragende Bilanz vorzuweisen habe. Diese fuhren anders als Airbus, das von Gallois verantwortet wird, im vergangenen Jahr hohe Gewinne ein. "Es ist noch keine Entscheidung sichtbar, wie die Managementstruktur verändert wird", sagte Reinhardt.

(ap)
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