Milliarden für den Mobilfunkanbieter Reichster Mann der Welt investiert in E-Plus

Düsseldorf · Der Mexikaner Carlos Slim Helú will für 2,6 Milliarden Euro Anteile an KPN, dem niederländischen Mutterkonzern von E-Plus, kaufen. Bisher konzentrierte sich der Top-Unternehmer auf Lateinamerika, das ist ihm jetzt wohl zu eng geworden. Für die Düsseldorfer E-Plus könnte der Deal bedeuten, dass das Netz nun doch schneller ausgebaut wird.

Forbes-Liste 2011: Die Reichsten der Welt
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Niederländisch musste E-Plus-Chef Thorsten Dirks bereits lernen — bald könnte auch Spanisch dazu kommen. Dirks ist seit Mai 2011 nicht nur Geschäftsführer von Deutschlands drittgrößtem Mobilfunkanbieter E-Plus, sondern hat auch die Leitung des ausländischen Mobilfunkgeschäfts des niederländischen Mutterkonzerns KPN übernommen. Die große Bedeutung der E-Plus-Gruppe für KPN wurde dadurch einmal mehr unterstrichen.

In den niederländischen Mutterkonzern will nun ein Mexikaner investieren: Carlos Slim Helú, nach aktueller Forbes-Liste der reichste Mann der Welt. Slim Helú hat angekündigt, seine Anteile an der KPN-Gruppe von fünf auf bis zu 28 Prozent auszubauen. Rund 2,6 Milliarden Euro will der Unternehmer sich das Geschäft kosten lassen. Es wird ihn zum wichtigsten Aktionär von KPN machen.

An der Spitze der Milliardärs-Liste

Slim Helú führt das dritte Jahr in Folge die Milliardärs-Liste des Wirtschaftsmagazin Forbes an. Sein Vermögen wird auf 69 Milliarden Dollar beziffert (53 Milliarden Euro). Verdient hat er es vor allem mit dem mexikanischen Telekommunikationsunternehmen América Móvil. Der Konzern beherrscht etwa zwei Drittel des heimischen Marktes. In Mittel-, Nord- und Südamerika zählte das Unternehmen Ende März rund 246 Millionen Kunden.

Das Unternehmen habe in Lateinamerika nur noch geringe Chancen, sich auszubreiten, sagte Carlos Garcia Moreno, Finanzchef von America Móvil. KPN ist Analysten zufolge auch deshalb attraktiv, weil der Staat nicht mehr beteiligt ist — die Niederlande hatten 2006 ihre letzten Anteile verkauft.

Auch América Móvil entstand aus einer staatlichen Telefongesellschaft. Als die Telmex 1990 privatisiert und verkauft wurde, erhielt Slim Helú den Zuschlag. Der Kaufpreis betrug 1,8 Milliarden Euro — zu wenig, fanden damals viele Beobachter. Der Wert des Unternehmens wurde auf zehn bis zwölf Milliarden Dollar beziffert. In den Jahren nach der Übernahme schnellten die Preise in die Höhe — die Mexikaner haben heute die höchsten Mobilfunkpreise der Welt.

Kurse schnellten in die Höhe

Das Angebot des Mexikaners ließ den Aktienkurs von KPN kräftig zulegen. Acht Euro pro Aktie hat Slim Helú angeboten — rund 23,5 Prozent mehr als der aktuelle Kurswert. Gestern stieg der Kurs um gut ein Fünftel auf etwa 7,61 Euro. Das offizielle Angebot soll folgen, sobald die Behörden ihre Genehmigung erteilt haben, vermutlich Anfang Juni.

Der Einstieg der Mexikaner kann für den deutschen Telefonmarkt Folgen haben. Wegen des Geldmangels bei der Mutter konnte E- Plus das Netz nicht so schnell ausbauen wie die Wettbewerber. Jetzt könnten die Mexikaner Geld nach Holland und Deutschland pumpen, um den Ausbau zu beschleunigen.

Außerdem können sie als Konzern mit 246 Millionen Kunden und damit als drittgrößter Mobilfunker der westlichen Welt Technik billiger einkaufen als KPN.

(RP/pst/csi)
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