Baukonzern Hochtief wehrt sich gegen ACS Regierung schaltet sich in Abwehrschlacht ein

Berlin (RPO). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) schaltet sich nun doch in den Übernahmekampf um den Essener Baukonzern Hochtief ein. "Hochtief ist ein wichtiges Unternehmen der deutschen Bauindustrie, ist wenn sie so wollen ein Aushängeschild deutscher Technologiekompetenz", sagte ihr Sprecher Steffen Seibert am Freitag. Daher seien Regierung und das Kanzleramt daran interessiert, dass die Strukturen von Hochtief und auch der Sitz in Essen blieben.

Sigmar Gabriel kämpft für Hochtief
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Der spanische Konkurrent ACS treibt seit Wochen eine feindliche Übernahme von Deutschlands größtem Baukonzern voran. Er kündigte am Freitag eine mögliche Kapitalerhöhung zur Absicherung der Offerte an.

"Sehr aufmerksam"

Die Bundesregierung verfolge das Thema Hochtief "sehr aufmerksam" und stehe in Kontakt mit dem Unternehmen, sagte Seibert. Mit den Äußerungen setzte das Kanzleramt deutlich andere Akzente als am Donnerstag noch Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP).

Brüderle hatte zwar signalisiert, auch er verfolge die Vorgänge um Hochtief mit Aufmerksamkeit. Er hatte jedoch Forderungen von SPD-Chef Sigmar Gabriel nach einem Eingreifen der Regierung abgelehnt. Es wäre nicht das erste Mal, dass Merkel und Brüderle in unternehmenspolitischen Vorgängen unterschiedliche Linien verfolgen.

Hochtief zeigte sich erfreut über die Äußerungen aus dem Kanzleramt. "Wir fühlen uns in unserer Erwartung bestätigt, dass die Politik ein Interesse an uns hat", sagte ein Konzernsprecher. Vorstandschef Herbert Lütkestratkötter und der Betriebsrat hatten die Regierung zur Hilfe gegen eine feindliche Übernahme gerufen. Sie lehnen den Vorstoß von ACS kategorisch ab.

Bafin verlängert Frist für Spanier

Die Spanier, die bereits knapp 30 Prozent an dem deutschen Baukonzern halten, bieten acht eigene für fünf Hochtief-Aktien. Damit hat ACS ein Übernahmeangebot vorgelegt, das keine Prämie für die Hochtief-Aktionäre vorsieht und ihnen letztlich erlauben soll, über die Börse Hochtief-Aktien einzusammeln. Als Ziel hat ACS eine Beteiligung von rund 50 Prozent ausgegeben.

Die Offerte wollten die Spanier ursprünglich am Donnerstag abgeben. Die Finanzdienstaufsicht BaFin, die die Papiere überprüfen muss, verlängerte jedoch auf Antrag der Spanier die Frist zur Einreichung des Angebots um vier Wochen. Das Board von ACS wollte nach Angaben eines Sprechers am Freitag darüber beraten, eine außerordentliche Hauptversammlung einzuberufen.

Diese könne einer Kapitalerhöhung zustimmen. Er sprach von technischen Gründen im Zusammenhang mit dem Übernahmeangebot. Die Spanier müssen belegen, dass sie ausreichend Aktien für einen Tausch in Hochtief-Papiere zur Verfügung haben

(DDP/awei)
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