Verdi schlägt Alarm Droht nach Real-Verkauf Gefahr für Tausende Existenzen?

Berlin/Düsseldorf · Verdi kritisiert den Kurs beim Verkauf der Warenhauskette Real. Trotz früherer Beteuerungen könnte den Mitarbeitern Lohndumping und mangelnde Garantien für eine Weiterbeschäftigung drohen.

 Leuchtendes Logo auf dem Dach eines Real-Warenhauses.

Leuchtendes Logo auf dem Dach eines Real-Warenhauses.

Foto: dpa/Oliver Berg

Unmittelbar vor dem Abschluss des Verkaufs der SB-Warenhauskette Real an den Finanzinvestor SCP hat die Gewerkschaft Verdi vor einer „Existenzgefährdung für tausende Menschen“ durch den Deal gewarnt. „Mit dem Real-Verkauf werden die 34.000 Beschäftigten zum Spielball der Finanz- und Immobilieninvestoren SCP“, sagte das Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger der Deutschen Presse-Agentur.

Der Lohndumping-Kurs der Metro werde von SCP nahtlos übernommen. Eine Beschäftigungssicherung wolle der Finanzinvestor ebenfalls nicht vereinbaren. „Das zeigt: die Menschen, die für Real arbeiten, sind auch den zukünftigen Besitzern egal“, urteilte die Gewerkschafterin.

Der bereits im Frühjahr vereinbarte Verkauf der bislang zum Metro-Konzern gehörenden rund 270 Real-Märkte und der Online-Plattform real.de an den Finanzinvestor SCP soll am Donnerstag (25.6.) abgeschlossen werden. „Alle rund 34.000 Mitarbeiter werden mit ihren bestehenden Verträgen zu den bestehenden Konditionen übernommen“, hatte SCP noch im Juni bekräftigt.

Der Finanzinvestor macht allerdings kein Hehl daraus, dass er die Zerschlagung der seit Jahren kriselnden Handelskette plant. SCP hat bereits angekündigt, 141 der zuletzt noch rund 270 Real-Märkte an Kaufland und Edeka verkaufen zu wollen. Auch der zuletzt kräftig gewachsene Online-Marktplatz real.de soll eine neue Heimat unter dem Dach der Schwarz-Gruppe - dem Mutterkonzern von Lidl und Kaufland - finden und unter dem Namen Kaufland weitergeführt werden.

Das Schicksal der restlichen Real-Filialen ist noch offen. Als mögliche Kaufinteressenten gelten unter anderem Rewe und Globus. Rund 30 Märkte müssten allerdings voraussichtlich mangels Perspektiven geschlossen werden, hieß es bei der Unterzeichnung des Kaufvertrages im Frühjahr.

Real war zuletzt das Sorgenkind bei dem Düsseldorfer Handelsriesen Metro und hatte dort im Geschäftsjahr 2018/19 für tiefrote Zahlen gesorgt. Die meist auf der grünen Wiese gelegenen Hypermärkte litten seit Jahren unter den veränderten Einkaufsgewohnheiten in Deutschland. Immer öfter ließen die Kunden die Real-Filialen links liegen und kauften lieber in Supermärkten und bei Discountern in ihren Wohnvierteln.

Die Corona-Krise bescherte der vor der Zerschlagung stehenden SB-Warenhauskette allerdings noch einmal ein spätes Comeback. Im März und April stiegen Umsätze und Ergebnis deutlich. Real habe sich in der Krise als sehr attraktives Format erwiesen. Nicht zuletzt das umfangreiche Nicht-Lebensmittel-Angebot von der Bekleidung bis zum Fernseher habe Kunden in die Real-Filialen gelockt, sagte Metro-Chef Olaf Koch. Eine nachhaltige Perspektive sah der Manager für Real aber dennoch nicht.

(peng/dpa)
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