Deutsche Bahn Ramsauer: Börsenpläne schuld an Hitze-Pannen

Berlin (RPO). Zwischen Bundesregierung und der Deutschen Bahn ist eine Diskussion über die jüngsten Hitze-Pannen in ICE-Zügen entbrannt. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hat die inzwischen abgeblasenen Börsenpläne des Staatskonzerns als Hauptursache ausgemacht. Bahnchef Grube widerspricht, gesteht jedoch eigene Fehler ein.

Hitzepannen: Kübel voll Hohn und Spott für die Bahn
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Foto: ddp

Bei der Bahn seien die Bilanzen "fürs Börsenparkett geschmückt" worden, sagte Ramsauer dem Magazin "Focus" laut Vorabbericht vom Samstag. "Ein Sparzwang war die Folge, um betriebswirtschaftliche Zahlen zu erzeugen, die den Börsengang ermöglichen sollten. Die eingebrockte Suppe muss nun ausgelöffelt werden", betonte der CSU-Politiker und nahm damit Grube indirekt in Schutz. Der verwies auf interne Untersuchungen, dass es keinen Zusammenhang zwischen den Börsenplänen und dem Ausfall von Klimaanlagen gebe.

Womöglich sei auch zuviel Wartungspersonal abgebaut worden. "Dazu gibt es jedenfalls genügend Hinweise aus dem Konzern", sagte Ramsauer. Grube habe dies aber erkannt und verstärke das Personal in den Wartungsbereichen. Auch die Wartungskapazitäten in den ICE-Werken müssten erhöht werden, um die Probleme zu lösen.

Der Minister kündigte an, in der Bahnpolitik neue Weichen stellen zu wollen: "Der Börsengang ist derzeit kein Thema." An erster Stelle müssten bessere Qualität, Sicherheit, Sauberkeit, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit der Züge stehen. Diese Fragen dürften damit ebenfalls Thema des Treffens am Dienstag sein. Bei dem Gespräch soll Grube neben Ramsauer auch den Verkehrsexperten der Bundestagsfraktionen die Hitze-Pannen erläutern und darstellen, welche Konsequenzen gezogen werden.

Klimaanlagen werden modernisiert

Als eine Reaktion auf die Pannenserie kündigte Grube an, die Deutsche Bahn wolle die Klimaanlagen ihrer ICE-Züge schneller modernisieren, um Hitzeschocks der Fahrgäste zu vermeiden. "Bei der Generalüberholung der ICE 2-Flotte, die im November 2010 beginnt und über 100 Millionen Euro kostet, prüfen wir jetzt, ob wir auch die Klimaanlagen einbeziehen, was ursprünglich nicht vorgesehen war", sagte Grube der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" laut Vorabbericht. Die Züge dieser Flotte sind auf Temperaturen von maximal 32 Grad ausgelegt. Die neuen ICE-Züge, die demnächst bestellt werden, will Grube auf bis zu 45 Grad Außentemperatur einstellen.

Der Bahn-Chef zeigte sich aber auch mit dem Krisenmanagement einiger Mitarbeiter unzufrieden. "Es sind anscheinend Fehler gemacht worden", sagte Grube dem "Spiegel" laut Vorabbericht. "Die Staatsanwaltschaft und auch wir untersuchen diese Fälle derzeit ganz genau. Und die Wahrheit muss auf den Tisch." Gegen pauschale Kritik am Zugpersonal setze er sich aber zur Wehr.

Aigner kritisierte den Umgang der Deutschen Bahn mit dem Problem. "Das war Salamitaktik und kein Krisenmanagement", sagte Aigner der "Bild am Sonntag" laut Vorabbericht. Die Menschen ärgerten sich zu Recht über die technischen Probleme und eine unzureichende Kommunikation der Bahn. "Erst waren angeblich nur zwei, drei Züge betroffen, dann Dutzende. Inzwischen ist klar, dass es sich um ein generelles Problem handelt", sagte Aigner.

(RTR/AP/ndi)
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