Bergbau RAG-Stiftung hat genug Kohle für die Zeit nach der Kohle

Essen · Die mächtige RAG-Stiftung nahm im Jahr 2017 ein Rekordergebnis von 430 Millionen ein. Der neue Stiftungs-Chef Bernd Tönjes sieht bei Evonik noch Luft nach oben.

Bernd Tönjes, der neue Chef der RAG-Stiftung.

Bernd Tönjes, der neue Chef der RAG-Stiftung.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Wenige Monate, bevor mit Prosper Haniel die letzte deutsche Zeche schließt, sieht sich die RAG-Stiftung gut gerüstet für die Zeit nach dem Bergbau. Sie konnte ihre Rückstellungen für die Ewigkeitslasten im vergangenen Jahr um die Rekordsumme von 431 Millionen auf 5,27 Milliarden Euro erhöhen. Ab 2019 muss die Stiftung rund 220 Millionen Euro pro Jahr für Ewigkeitsaufgaben wie das Abpumpen der Gruben aufwenden. „Ich bin Bergmann. Und als solcher stehe ich dafür ein, dass der öffentlichen Hand die Kosten für die Ewigkeitslasten auf Dauer erspart bleiben werden“, sagte der neue Stiftungs-Chef Bernd Tönjes.

Tönjes war bis vor kurzem Chef des Zechenkonzerns RAG und löste Werner Müller an der Spitze der Stiftung ab, als dieser seine Ämter wegen einer schweren Erkrankung niederlegen musste. Müller hinterlasse als Gründungsvater der Stiftung ein großes Erbe, so Tönjes. Den von ihm eingeschlagenen Weg werde man fortsetzen.

Den größten Beitrag zum Stiftungsgewinn lieferte wie in den Vorjahren Evonik ab. Der Chemiekonzern zahlte 364 Millionen Euro Dividende an die Stiftung. Tönjes erwartet, dass dies so weiter geht. „Evonik soll profitabel wachsen und verlässlich Dividende zahlen.“ Nicht zufrieden ist er mit der Kursentwicklung: „Da ist noch Luft nach oben.“ Er sei zuversichtlich, dass Evonik-Chef Christian Kullmann mit der neuen Strategie Potenziale heben werde. Evonik war 2013 mit 33 Euro je Aktie an die Börse gekommen, gestern notierte die Aktie bei 31 Euro. Die Stiftung hält knapp 68 Prozent an Evonik. Der geringe Streubesitz ist auch ein Grund für mauen Kurs.

Auf Dauer muss die Stiftung ihren Anteil an Evonik reduzieren, da sonst das Klumpenrisiko zu hoch ist. „Wir haben aber keinen aktuellen Zeitdruck“, sagte Tönjes. Müller hatte einst als Ziel den Aufstieg in den Dax ausgegeben. „Vom Umsatz her ist Evonik ein Dax-Konzern, doch der Dax ist kein Selbstzweck“, sagte Tönjes. „Das wichtigste ist für uns eine verlässliche Dividende.“

Der Immobilienkonzern Vivawest steuerte weitere 36 Millionen Euro zum Ergebnis der Stiftung bei.

An der Fusionswelle, die durch die Immobilienbranche geht, will sich die Stiftung aber nicht beteiligen: Sie hält 30 Prozent an Vivawest, „Daran wollen wir nichts ändern“, so Helmut Linssen, Finanzchef der RAG-Stiftung. Er investiert erfolgreich die Gelder die Stiftung in ein drittes Standbein: Kapitalanlagen, Beteiligungsgesellschaft und Privat-Equity-Aktivitäten. Insgesamt lieferten diese 67 Millionen Euro bei der Stiftung ab. „In den Kapitalanlagen haben wir eine Rendite von 6,3 Prozent erzielt“, zeigte sich Linssen zufrieden. Inzwischen ist die Stiftung auch mit 4,5 Prozent an der Pfandbriefbank beteiligt, die einst mit der früheren Mutter Hypo Real Estate im Zentrum der Finanzkrise stand.

Das Vermögen der Stiftung sei mittlerweile auf 17,3 Milliarden Euro angewachsen, so der frühere NRW-Finanzminister. Evonik mache mit 57 Prozent noch immer den größten Teil des Vermögens aus, doch man komme mit der Diversifizierung voran. Linssen machte deutlich, welchen Einfluss Evonik auch hier hat. „Bei jeder Veränderung des Aktienkurses um ein Euro verändert sich unser Vermögen um 300 Millionen Euro.“

Derzeit hat der Zechenkonzern RAG noch 3550 Mitarbeiter, der sozialverträgliche Stellenabbau geht weiter. Am 21. Dezember fährt die letzte Schicht auf Prosper-Haniel ein, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nimmt sie in Empfang. Der RAG- Personalbestand soll bis zum Jahr 2022 auf 470 Mitarbeiter sinken, die sich dann um Wasserhaltung, Bergschäden und Rekultivierung kümmern. Das Ganze unter der erhabenen Adresse „Im Welterbe“ bei der Zeche Zollverein, wo die RAG-Stiftung seit einigen Monaten ihren Sitz hat.

(anh)
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