Werner Müller wird wieder Chef RAG-Machtkampf entschieden

Essen (RP). Der bisherige Konzernchef Werner Müller wird den "weißen" Bereich mit den Sparten Chemie, Energie und Immobilien führen. Das erklärte das Kanzleramt. Der Vorsitz der Kohle-Stiftung bleibt indes weiterhin offen.

Monatelang hatten sich SPD, die Gewerkschaft IG BCE und Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) einen heftigen Schlagabtausch um die NRW-Personalie des Jahres geliefert. Gestern hat das Kanzleramt entschieden. Der Vorstandsvorsitzende des Essener Zechen- und Industriekonzerns RAG, Werner Müller, wird künftig den "weißen" Bereich des Unternehmens führen. Der soll im ersten Halbjahr 2008 an die Börse gehen. Den Vorsitz in der Kohle-Stiftung, die den Steinkohlen-Bergbau bis 2018 beenden soll, wird indes ein anderer übernehmen.

Dazu hatte insbesondere NRW-Ministerpräsident Rüttgers gedrängt, der Müller in einer politisch starken Position für das Ruhrgebiet verhindern wollte. Als es aber unter Bezug auf das Bundeswirtschaftsministerium hieß, RAG-Chef Müller sollte aber auch als Vorstandsvorsitzender der neuen börsennotierten Gesellschaft verhindert werden, zog das Kanzleramt die Reißleine und klärte die Personalie.

Offen bleibt weiterhin, wer die Stiftung führt, die laut Satzung eine Sperrminorität von 25,1 Prozent an der neuen börsennotierten Gesellschaft halten darf und mit den Erlösen aus dem Börsengang auch kulturelle, soziale und wissenschaftliche Ziele im Bereich des Bergbaus fördern kann.

Den überwiegenden Teil der Erlöse muss die Stiftung jedoch anlegen, um nach dem Auslaufen des Steinkohlen-Bergbaus die Pensionen der Bergleute und die Altlasten wie Wasserhaltung oder Bergschäden zu bezahlen. Das Gutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Susat + Partner kommt zum Ergebnis, dass ein Börsengang 5,1Milliarden Euro einspielen könnte. Die Erlöse würden verzinst und könnten im Jahr 2018 die "Ewigkeitskosten" voll decken.

Im Umkreis von Ministerpräsident Rüttgers zeigt man sich mit dem neuen Kompromiss zufrieden. "Müller wird nicht einen Tag den Stiftungsvorsitz übernehmen", hieß es. Das sei die Intention von Rüttgers gewesen.

Die Verlängerung des Vertrages von RAG-Chef Müller wird offenbar schon auf der Aufsichtsratssitzung am 13. Juni erfolgen. Der amtierende Konzernchef würde zunächst beide Unternehmensteile, den "weißen" Bereich und den Bergbau, führen. Wenn es zur endgültigen Abspaltung der Kohle-Sparte käme und die neue Gesellschaft an der Börse notiert ist, wird Müller nur noch die Sparten Chemie, Energie und Immobilien leiten, die heute zur RAG Beteiligungs GmbH zählen und einen neuen Namen erhalten sollen.

Einen Rüffel dürfte der RAG-Chef indes bei der heutigen außerordentlichen Sitzung des Aufsichts-rats bekommen. Denn die Vertreter von RWE, einem der Hauptaktionäre des Zechenkonzerns, werfen Müller pflichtwidriges Verhalten im Zusammenhang mit einer dem Stahlkonzern ArcelorMittal eingeräumten Kaufoption vor, die diesem erlaubt, die RAG-Tochter SaarFerngas zu übernehmen. Ein Gutachten der Anwaltskanzlei Freshfields im Auftrag von Aufsichtsratschef Wulf Bernotat kommt zum Schluss, dass Müller nicht ganz korrekt gehandelt habe. Daraus müsse der Aufsichtsrat jedoch keine Konsequenzen ziehen. Eine vorzeitige Ablösung Müllers ist damit extrem unwahrscheinlich.

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