Rohstoffkrise Prognose: 2015 kostet das Fass Öl 300 Dollar

Paris (RPO). Der Ölpreisgipfel der Opec-Länder verpufft ohne Wirkung. Nur wenige Stunden nach Ende der Konferenz zog der Kurs an den Märkten deutlich an. Experten geben sich überzeugt, dass der Anstieg sich weiter fortsetzen wird. 2015 könne das Fass Öl durchaus 300 Dollar kosten. Auch Wirtschafstminister Michael Glos dämpft die Hoffnungen.

2007: Welche Länder das meiste Erdöl fördern
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Foto: AFP

Die Prognose der Experten Der Ölpreis könnte nach Einschätzung des französischen Ölinstituts IFP bis zum Jahr 2015 auf 300 Dollar (gut 192 Euro) pro Fass steigen. "Das ist nicht ausgeschlossen", sagte IFP-Chef Olivier Appert im Sender France Inter. "Niemand sollte darauf wetten, dass die Preise fallen." Der Preisanstieg werde sich fortsetzen. Preise von 200 Dollar pro Fass seien aus seiner Sicht möglich, aber selbst 300 Dollar nicht auszuschließen.

Der wirkungslose Opec-Gipfel Am Sonntag hatten sich einzelne Teilnehmer des Ölpreistreffens im saudi-arabischen Dschiddah für mehr Investitionen zur Erhöhung der Fördermengen und mehr Transparenz bei der Preisgestaltung ausgesprochen. Konkrete Schritte zur unmittelbaren Senkung der Preise wurden nicht vereinbart.

Die Reaktion der Märkte Nach dem Krisengipfel zum Ölpreis stieg dieser am Montag erneut an. Ein Barrel (159 Liter) Leichtöl kostete im elektronischen Handel der New Yorker Börse in Singapur am Montag zeitweise 136,49 Dollar und lag damit 1,13 Dollar über dem Schlusskurs von Freitag. Dabei hatte Saudi-Arabien am Wochenende eine Erhöhung seiner Fördermenge zugesagt.

Die Hintergründe Analysten zufolge brachte der Gipfel zwar Klarheit über die noch offenen Kapazitäten der Organisation Erdöl exportierender Staaten (OPEC), andere Faktoren würden sich aber stärker auf den Preis auswirken. So treiben die Sorge um die nach Angriffen von Rebellen eingebrochene Ölproduktion in Nigeria und die Spannungen zwischen Israel und dem Iran den Preis weiter nach oben.

Glos: Politik hilflos Nach der Rückkehr von der Ölkonferenz im saudischen Dschidda hat Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) Erwartungen auf sinkende Energiepreise einen Dämpfer erteilt. Öl und Gas blieben auch in Zukunft "ein knappes Gut", sagte Glos am Montagmorgen im ARD-"Morgenmagazin". Glos räumte ein, dass die deutsche Politik der Entwicklung hilflos gegenüberstehe. Damit sei Deutschland allerdings nicht allein. Selbst die führenden Länder der Völkergemeinschaft, die auf der Konferenz anwesend waren, hätten keine Patentrezepte gegen die steigenden Energiepreise gehabt.

Obama will Spekulanten an den Kragen Der demokratische Präsidentschaftsbewerber Barack Obama will indes mit einer Steuer gegen Spekulationen von Ölfirmen vorgehen. Die Abgabe solle bei einem Ölpreis ab 80 Dollar pro Barrel fällig werden, heißt es in am Sonntag vorgestellten Plänen Obamas. Mit den so erzielten Einnahmen will Obama Baumaßnahmen unterstützen, um die Energieeffizienz von Gebäuden zu steigern, und Familien mit geringen Einkommen unter die Arme greifen.

Außerdem will der Senator eine umstrittene Gesetzeslücke schließen. Die sogenannte "Enron loophole" erlaubt Ölgeschäfte im elektronischen Handel ohne behördliche Aufsicht. Kritikern zufolge hat diese Regelung Spekulationen Vorschub geleistet und ist für den drastischen Anstieg des Ölpreises verantwortlich.

(afp)
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