Zwei-Klassen-Medizin Privatpatienten bringen Ärzten doppeltes Honorar
Düsseldorf (RP). Ärzte haben milliardenschwere Anreize, Privatpatienten zu bevorzugen. Denn für deren Behandlung erhalten sie im Schnitt doppelt so viel Honorar wie für die gleiche medizinische Versorgung eines Kassenpatienten. Besonders groß ist der Unterschied bei Radiologen, die für einen Privatpatienten drei Mal so viel Geld bekommen wie für einen gesetzlich Versicherten. Aber auch Hausärzte profitieren stark von den Privaten.

Soviel mehr kassieren Ärzte bei Privatpatienten
Insgesamt erhalten Ärzte für Privat-Behandlungen 3,6 Milliarden Euro mehr, als wenn sie diese Leistungen zu Kassen-Preisen abgerechnet hätten. Das geht aus einer von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Studie der Ökonomen Jürgen Wasem und Stefan Greß hervor. Grund: Für Privatpatienten gilt eine andere Gebührenordnung. Und für sie gibt es kein Budget; anders als bei Kassenpatienten bekommen Ärzte alle Leistungen bezahlt. "Kein Wunder, dass Private weniger warten müssen", sagt Greß. Je besser eine Facharzt-Gruppe verhandele, desto mehr bekomme sie immerhin vom Kassen-Kuchen ab.
"Was Wartezeiten und Termine angeht, haben wir vielleicht einen Zwei-Klassen-Service. Doch bei der medizinischen Versorgung haben wir keine Zwei-Klassen-Medizin", betont dagegen Leonhard Hansen, Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein. Ohne Privatversicherte, die zehn Prozent der Patienten ausmachen, aber im Schnitt 20 Prozent zum Umsatz beisteuern, könnte kaum eine Praxis leben oder investieren.