Gesundheit Private Krankenversicherung für viele teurer

Düsseldorf · Im Durchschnitt steigen die Beiträge für private Krankenversucherungen im kommenden Jahr um rund vier Prozent. Worauf man als Kunde achten sollte.

 Ohne Krankenkassenkarte geht es nicht. (Symbol, Archiv)

Ohne Krankenkassenkarte geht es nicht. (Symbol, Archiv)

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Privatversicherte müssen für ihren Krankenschutz 2022 teils deutlich mehr zahlen als bisher. Im Einzelfall sind hohe zweistellige Steigerungen möglich. Die privaten Krankenversicherer veröffentlichen aber nur Durchschnittswerte. Was man wissen sollte.

Beitragssteigerungen Bei der Allianz beispielsweise finden sich Kunden, die zwischen 7,4 und fast 18 Prozent mehr zahlen müssen. Bei der Axa liegt das Spektrum zwischen 8,5 und mehr als 15 Prozent, die Generali kommt auf Erhöhungen zwischen 9,4 und zwölf Prozent, der Münchener Verein auf zehn bis mehr als 18 Prozent. Für einen Tarif der Axa, in dem sich nur Ärzte versichern können, meldet die Versicherungsmaklerin Anja Glorius aus Berlin sogar eine Steigerung von 45 Prozent. Bei der Continentale hat sie ein Plus von bis zu 23 Prozent festgestellt. Im Durchschnitt müssen Privatpatienten mit einer Erhöhung von 4,1 Prozent rechnen. „Etwa 25 Prozent der 8,7 Millionen Vollversicherten werden eine Beitragsanpassung haben, die anderen 75 Prozent sind nicht betroffen“, erläutert ein Sprecher des PKV-Verbandes.

Gründe Grund für die Prämiensteigerungen sind höhere Kosten für Behandlung und Arzneimittel, die steigende Lebenserwartung sowie die niedrigen Zinsen für Kapitalanlagen. Eine private Krankenversicherung ist nämlich auch ein Sparvertrag. Die Anbieter kassieren in der Regel von den jüngeren Kunden etwas höhere Beiträge, als sie für Schäden benötigen. Diese Mehrprämien legen sie am Kapitalmarkt an und können damit im Alter die Prämiensteigerungen moderat halten. Werden diese Anlagen nur noch geringer verzinst, müssen die Prämien erhöht werden, um am Ende den gleichen Kapitalbetrag zu erzielen.

Reform Die PKV-Unternehmen dürfen ihre Tarife erst erhöhen, wenn bestimmte Kostengrenzen überschritten werden. „Daher haben Privatversicherte oft nach mehreren Jahren Stabilität eine stärkere, nachholende Beitragserhöhung auf einen Schlag“, heißt es beim PKV-Verband. Die Anbieter und auch Verbraucherschützer fordern seit Jahren, regelmäßig kleinere Beitragsanpassungen zuzulassen. Bisher hat sich die Politik aber nicht bewegt. Auch die neue Ampelkoalition hat keine Reform angekündigt, sondern lediglich versprochen, dass die PKV erhalten bleibt und keine Bürgerversicherung eingeführt wird.

Alternativen Wehren können sich Privatversicherte gegen Beitragserhöhungen nicht. Sie können die Anpassungen oft nur durch den Umstieg in einen anderen Tarif beim selben Unternehmen abschwächen. Das ist gesetzlich verankert. Dabei bleiben im Gegensatz zum Anbieterwechsel die angesparten Rückstellungen für das Alter erhalten. 

GKV Eine Rückkehr in die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) ist oft nicht möglich. Es sei denn, das Einkommen sinkt. Angestellte, deren Lohn unter die für 2022 geltende Einstiegsgrenze von 64.350 Euro pro Jahr fällt, werden wieder in der GKV versicherungspflichtig. Ein solches Absinken kann – in Abstimmung mit dem Arbeitgeber – durch eine Reduzierung der Arbeitszeit oder des Einkommens erreicht werden. Steigt später das Einkommen wieder über die Eintrittsschwelle der PKV, kann der Arbeitnehmer freiwillig gesetzlich versichert bleiben. „Auch Selbstständige können, wenn sie unter der Jahresarbeitsentgeltgrenze bleiben, wieder in ein versicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis wechseln“, erläutert Versicherungsberater Klaus Blumensaat von der Kanzlei Adversi aus Mülheim. Man darf zum Wechselzeitpunkt aber nicht älter als 55 Jahre sein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort