Preisrutsch trotz hoher Kerosinpreise Fliegen wird wieder deutlich billiger

Düsseldorf · Obwohl Kerosin viel teurer ist als vor einem Jahr, sind Flugtickets deutlich günstiger. Das zeigt eine neue Untersuchung. Düsseldorf ist zum Mekka der Billigflieger geworden, in Köln machen sie fast 75 Prozent des Geschäftes.

 Eine Eurowings-Maschine am Flughafen München. (Archiv)

Eine Eurowings-Maschine am Flughafen München. (Archiv)

Foto: picture alliance / Alexander Hei/Alexander Heinl

Die Flugpreise gehen wieder deutlich nach unten. Dies zeigt der aktuelle Low-Cost-Monitor des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) über Billigflüge ab Deutschland. Danach hat Eurowings als größter deutscher Discountflieger den durchschnittlichen Preis eines Tickets von knapp 117 Euro im Frühjahr 2018 auf 106 Euro in diesem Frühjahr gesenkt. Die britische Eayjet, die unter anderem viele Flüge von Düsseldorf und Köln nach Berlin anbietet, fordert für einen Flug im Schnitt nur noch 55,65 Euro statt rund 67 Euro vor einem Jahr. Ryanair als größter Billigflieger Europas machte den radikalsten Schnitt: Die Iren kassieren für Tickets ab Deutschland nur noch 59,34 Euro im Schnitt gegenüber 79,40, wobei berücksichtigt werden muss, dass die Reisenden vor einem Jahr noch mehr Handgepäck mitnehmen durften. „Wir haben harten Wettbewerb wie nie“, sagt DLR-Experte Peter Berster, „Vor einem Jahr waren die Tarife noch relativ hoch, weil Air Berlin mit seinem Angebot gerade weggefallen war, jetzt will jeder den anderen verdrängen.“

Die Discountpreise sind umso auffälliger, weil Kerosin als wichtigster Kostenfaktor der Airlines deutlich teurer geworden ist. Vor einem Jahr kostete eine Gallone Kerosin (3,8 Liter) rund 1,50 Euro, aktuell sind es fast 1,70 Euro, vor zwei Jahren lagen die Notierungen für eine Gallone Flugsprit zeitweise unter einem Euro. Das hatte zwar 2017 ähnlich niedrige Preise wie jetzt ermöglicht, doch damals waren die Kosten niedriger. „Ich erwarte nach Air Berlin und Germania weitere Pleiten in der Airline-Branche“ sagt der Strategieberater Gerald Wissel, „sinkende Ticketpreise bei steigenden Spritpreisen sind brutal.“

Easyjet meldete am Freitag einen viermal so hohen Verlust im Winterhalbjahr wie vor einem Jahr. Der Aktienkurs von Ryanair rutschte seit Frühjahr 2018 um 40 Prozent ab. Bei der aus Köln geführten Eurowings grassiert nun die Sorge vor weiteren Preisschlachten. Deren Vorstandschef Thorsten Dirks sagt: „Wir müssen Wachstum und Qualität in eine neue Balance bringen. Und das geht langfristig nicht mit Tickets zu Taxipreisen.“ Wenig hält er allerdings davon, Flugpreise aus ökologischen Gründen viel teurer zu machen: „Das wird nicht die Zukunft sein, denn dafür ist Reisen ein viel zu wichtiges Kulturgut für alle Bürger geworden – weltweit.“

Gerade in NRW spielen die Billigflieger eine große Rolle. Selbst im Januar kamen in Düsseldorf pro Woche mehr als 1000 Abflüge inklusive Marktführer Eurowings, Vueling und dem Ryanair-Ableger Laudamotion zusammen. In keiner anderen Stadt Deutschlands ist das Günstig-Angebot so groß, analysiert das DLR. Das liege an der Expansion von Eurowings, die viele frühere Strecken von Lufthansa und von Air Berlin übernahm.

In Köln-Bonn transportierten die Discountflieger in 2018 fast 75 Prozent der Passagiere. Ferienflieger wie Tuifly und Condor zählen für das DLR in der Studie übrigens nicht als Discountflieger, obwohl auch sie günstige Einzeltickets verkaufen. Sorge bereitet aber Köln-Bonn, dass die Eurowings-Langstrecke nach Düsseldorf abgewandert ist.

Wie sehr sich frühes Buchen lohnt, bestätigt die Studie auch. Drei Monate vor Abflug kostet ein Flug von Köln nach Mallorca bei Eurowings 49,99 Euro, am Tag vor der Reise im Einzelfall 310 Euro. Bei Laudamotion ab Düsseldorf liegt die Spanne nach Palma zwischen 26 Euro für frühe Bucher und 86 Euro am Tag vor Abflug.

Besonders teuer ist es auf Strecken, auf denen ein Anbieter ein Monopol hat: So verlangt Eurowings für die Route von Köln nach Leipzig eine Woche vor Abflug 250 Euro, nach Berlin sind es nur 99,99 Euro, aber da machen ja Easyjet und Ryanair Konkurrenz.

Innerhalb Europas ist Barcelona der Flughafen mit den meisten Angeboten von Billigfliegern mit 1774 Starts pro Woche im Winter 2018, gefolgt vom Ryanair-Hauptsitz Dublin und London-Stansted sowie London-Gatwick.

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