Produkte werden erneut billiger Preiskampf bei Discountern spitzt sich zu

Berlin (RPO). Der 500-Gramm-Becher Margarine für 79 Cent, die Literflasche Rotwein für 1,39 Euro und die 500-Gramm-Packung Spätzle für 59 Cent: Der Preiskrieg im deutschen Lebensmittelhandel sorgt für immer neue Tiefstpreise in den Regalen. Bereits zum vierten Mal in diesem Jahr setzten Aldi, Penny, Netto und Co. am Donnerstag den Rotstift an und reduzierten die Preise für zahlreiche Produkte wie Tiefkühlpizza bis zum Schokoriegel.

Aldi, Lidl, Netto, Penny - wer steckt hinter den Discounter-Marken?
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Foto: picture alliance / dpa/Roland Weihrauch

Und sie setzten damit ein Zeichen für den gesamten Lebensmittelhandel. Denn keiner kann es sich mehr leisten, die Preisvorgaben der Billiganbieter zu ignorieren. Die beiden größten deutschen Lebensmittelhändler Edeka und Rewe kündigten auf Nachfrage der Nachrichtenagentur DAPD an, sie würden mit Preissenkungen bei ihren Niedrigpreislinien "Ja" und "Gut und Günstig" rasch nachziehen.

Seit mehr als eineinhalb Jahren dauert der Preiskampf der Discounter jetzt schon. Allein im vergangenen Jahr sparten die Verbraucher nach Schätzungen der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) dadurch mehr als sechs Milliarden Euro. Die Branche stöhnt dagegen unter den Folgen. Der Chef des größten deutschen Handelskonzerns Metro, Eckhard Cordes, sprach bereits Ende vergangenen Jahres von einem "mörderischen Preiswettbewerb".

Experten sehen kein Ende des Preiskampfs

Hintergrund des anhaltenden Preiskampfes ist nach Einschätzung vieler Experten der zunehmende Verdrängungswettbewerb unter den Billiganbietern. "Die Discounter wie Aldi oder Lidl glänzten in den vergangenen Jahren mit hohen Wachstumsraten. Doch aktuell stagniert der Markt. Dadurch wird der Verdrängungswettbewerb zwischen den Discountern angeheizt", urteilt Sabrina Heckmann vom Institut für Handelsforschung in Köln.

Hinzu kommt: Mit dem Zusammenschluss von Netto und Plus ist unter dem Dach von Edeka eine starke dritte Kraft auf dem Discount-Markt entstanden, die die bisherigen Platzhirsche Aldi und Lidl selbstbewusst herausfordert. Außerdem haben die Supermärkte, die sich lange von den Discountern in die Ecke gedrängt fühlten, wieder an Selbstbewusstsein gewonnen. Mit ihren Eigenmarken wie "Ja" oder "Gut und günstig" machen sie inzwischen den Discountern erfolgreich die Kunden streitig.

Besonders aggressiv agiert dabei Rewe. "Keiner ist billiger" wirbt der Handelsriese für die über 400 Artikel der Eigenmarke "Ja" und verspricht eine "tägliche Tiefspreis-Kontrolle". "Rewe will damit auch preissensible Kunden ansprechen und halten", urteilt Sabrina Heckmann. Der Handelsriese signalisiere damit sehr deutlich, dass er im Preiseinstiegssegment mit den Discountern mithalten könne.

"Der Aldi zeigt, dass er Zähne hat"

"Ein Ende des Preiskrieges ist vorerst nicht in Sicht", ist der Handelsexperte Mirko Warschun von A.T. Kearney überzeugt. Und Branchenkennerin Heckmann stimmt ihm zu: "Es gibt viele starke Player, die sich gegenseitig die sprichwörtliche Butter vom Brot nehmen wollen."

Nicht zuletzt Discount-Marktführer Aldi. Er warb am Donnerstag in großformatigen Anzeigen mit Preissenkungen für insgesamt 22 Produkte. Die Preisabschläge betrugen bis zu 17 Prozent. Die Preissenkungen gingen quer durch das Sortiment: Salami-Pizza wurde ebenso billiger wie Rotwein, Nudeln, Margarine, Eiscreme, Schokoriegel oder Slipeinlagen.

"Der Aldi zeigt, dass er Zähne hat", urteilt der Experte. In den vergangenen Monaten hätten Konkurrenten den Anspruch des Marktführers, auch Preisführer zu sein, infrage gestellt. "Die zeigen der Konkurrenz jetzt, wo der Hammer hängt."

(apn/felt)
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