Streit beigelegt Post und Verdi einigen sich auf neuen Tarifvertrag

Bonn · 2015 kochten die Gemüter von Arbeitnehmern, als die Deutsche Post 46 regionale Tochterfirmen für die Paketzustellung gründete. Denn deren Mitarbeiter verdienten meist weniger als ihre Kollegen. Das ist bald Geschichte.

 Eine Mitarbeiterin der Deutschen Post AG nimmt an einer Kundgebung der Gewerkschaft Verdi teil. (Archivfoto).

Eine Mitarbeiterin der Deutschen Post AG nimmt an einer Kundgebung der Gewerkschaft Verdi teil. (Archivfoto).

Foto: dpa/Jens Wolf

Nach langem Streit mit der Gewerkschaft Verdi bezahlt die Deutsche Post ihre Paketzusteller künftig wieder nach den gleichen Tarifregeln. Man habe sich auf einen neuen Haustarifvertrag geeinigt, teilten die Deutsche Post und Verdi am Mittwoch in Bonn und Berlin mit. Die umstrittenen 46 Töchter werden aufgelöst. Für deren rund 13 000 Mitarbeiter gilt vom 1. Juli an der Haustarifvertrag.

Diese Mitarbeiter wurden bisher nach Regeln der Logistikbranche bezahlt und bekamen daher zumeist weniger Geld als ihre Kollegen von der Bonner Konzernmutter. Das ändert sich nun - von Sommer an bekommen sie gleich viel Geld. Der neue Tarifvertrag gilt dann für deutlich mehr als 140 000 Menschen in Deutschland, die im Brief- und Paketgeschäft arbeiten.

Als Zugeständnis an die Arbeitgeber stimmte die Gewerkschaft einem anderen Stufensystem zu - neue Mitarbeiter müssen künftig vier statt nur zwei Jahre warten, bis sie auf die nächste Stufe kommen und mehr verdienen. Auch der Zeitraum für spätere Stufensprünge wird in die Länge gezogen. Dadurch sinkt der Kostenballast für den Konzern in den nächsten Jahren. Außerdem werden betriebsbedingte Kündigungen nun bis Ende 2022 ausgeschlossen, bisher galt diese Garantie bis Ende 2019.

Beide Seiten zeigten sich erleichtert über die Einigung. Der „Irrweg“ verschiedener Firmen sei damit beendet, sagte Verdi-Vizechefin Andrea Kocsis. „Künftig gilt wieder: ein Betrieb, ein Tarifvertrag.“ Post-Chef Frank Appel nannte die Einigung „einen weiteren Schritt zu wettbewerbsfähigen Tarifstrukturen im Brief- und Paketgeschäft“. Man schaffe damit Voraussetzungen für einen dauerhaften Erfolg.

Die umstrittenen „Delivery“-Gesellschaften waren 2015 gegründet worden, was zu heftiger Kritik von der Arbeitnehmerseite führte - man warf dem Konzern ein Zwei-Klassen-Bezahlsystem vor. Die Mitarbeiter der Firmen wurden nach Regeln der regionalen Spedition- und Logistik-Tarifverträge bezahlt und damit in den allermeisten Regionen schlechter als ihre Kollegen der Konzernmutter - nur in den Regionen Nord-Baden und Nord-Württemberg lag der Einstiegslohn über dem Level der Konzernmutter. Es kam zu einem langwierigen Streik, der die umstrittene Firmenstruktur aber nicht kippen konnte. Danach wollte die Kritik nicht verstummen. Erst jetzt, vier Jahre später, ist das Kapitel „Delivery“ Geschichte.

Bei den Gesprächen ging es nicht um konkrete Lohn- und Gehaltszuwächse - der separate Entgelttarifvertrag für die Angestellten des Mutterkonzerns läuft noch bis Ende Mai 2020. Der Wettbewerb in der Paketbranche ist hart. Obwohl die Nachfrage dank guter Konjunktur und Online-Booms seit langem nach oben geht, haben die Firmen Kostenprobleme, auch weil sie zu wenig Fahrer finden. Im Vergleich zu der Konkurrenz Hermes, DPD und GLS bezahlt die Deutsche Post ihre Zusteller gut.

(zim/dpa)
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