5000 Mitarbeiter testen "Online-Brief" Post setzt auf Mail als Briefersatz

Düsseldorf (RP). Die Deutsche Post treibt ihr speziell abgesichertes E-Mail-System "Online-Brief" viel aggressiver voran als bekannt. Vorstandschef Frank Appel setzt dabei auch auf die direkte Konfrontation mit der Schwesterfirma Telekom. Dies zeigte sich bei einem Seminar des Konzernvorstandes in Hamburg.

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Foto: Zentralbild

"Natürlich kannibalisieren wir unser traditionelles Briefgeschäft mit dem Online-Brief", räumte Appel ein, "aber es ist besser, wir machen das selber, als dass es andere tun." Schon 5000 Mitarbeiter des gelben Riesen testen das Angebot. "Die Resonanz ist durchwegs positiv", berichtete Johannes Helbig, Bereichsvorstand in der Briefsparte. Marktstart sei in der ersten Hälfte des neuen Jahres.

Damit alles klappt, strebt der Konzern eine Reihe an Kooperationen mit Finanzdienstleistern und ähnlichen Firmen an. "Wenn wir denen anbieten, dass die Rechnungen von Kunden per Mausklick bezahlt bekommen, ist das extrem attraktiv", sagte ein Post-Manager. "Und als Gegenleistung müssen die dann Haushalte dazu bringen, sich beim Online-Brief-System auch anzumelden."

Konfrontation mit Telekom

Tatsächlich deutet sich eine Konfrontation mit der Telekom an. Die will mit dem vom Bund unterstützten E-Mail-System "D-Mail" ebenfalls ein geschütztes Mail-System einführen. Allerdings hatte es zum Start eines Pilotprojektes eine schlimme Panne gegeben: Die Einladung war an einen Verteiler von mehr als 100 Journalisten gegangen, der für jeden Empfänger einsehbar war. Also wurden mehr als 100 Mail-Adressen, die teilweise vertraulich waren, breit gestreut.

Angesichts solcher Pannen ist es nicht erstaunlich, dass die Post sich vom angeschlagenen Image der Telekom beim Datenschutz absetzen will. "Das Briefgeheimnis ist uns heilig, die Menschen vertrauen uns", hieß es in Hamburg. Das Eigenlob hat einen delikaten Schönheitsfehler: Es ist ausgerechnet Ex-Postchef Klaus Zumwinkel, den die Staatsanwaltschaft Bonn verdächtigt, entscheidender Hintermann bei Telekom-Spitzeleien gewesen zu sein. Gegen den langjährigen Postchef wird ermittelt, das Brechen des Telefongeheimnisses bei Aufsichtsräten und Journalisten zu verantworten. Das passierte dem Hüter des Briefgeheimnisses aber nur im Nebenjob, nämlich als Oberaufseher der Telekom.

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