"De-Mail" vs. "elektronischer Brief Post im Mail-Streit mit Telekom

Bonn (RP). Nächste Woche startet die Telekom ein Pilotprojekt für sichere Mails. Die Kunden können sich freuen, doch die Post ist alarmiert: Sie entwickelt als Konkurrenzprodukt ein eigenes einblicksicheres Mail-System als Alternative zum Brief.

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Foto: AFP

Die Einladungen gehen voraussichtlich heute raus. Unterstützt von der Bundesregierung will die Deutsche Telekom am 8. Oktober in Friedrichshafen ein neues Mail-System für absolut sicheres Kommunizieren via Internet vorstellen. "De-Mail" heisst das Angebot. Viele Unternehmen wie EADS, Generali oder die örtliche Volksbank wollen an dem Pilotprojekt teilnehmen, auch Handwerkskammern.

Post versucht sich an "elektronischem Brief"

Doch vor wenigen Monaten stieg mit der Post einer der anfangs eingeplanten wichtigsten Partner aus: Der Konzern versucht nun mit Hochdruck einen sogenannten "elektronischen Brief" als konkurrierendes System zu entwickeln. "Wir sind fast im Krieg" heißt es im Umfeld des Telekom-Vorstandes, "so wie jetzt sind wir uns mit unserem Schwesterunternehmen noch nie in die Quere gekommen."

Es geht um die Existenz

Tatsächlich geht es für die Post fast um die Existenz. Weit mehr als die Hälfte des Gewinnes kommt aus dem Briefgeschäft. Falls das von der Telekom geführte Konsortium einen großen Teil des bisherigen Briefverkehrs künftig elektronisch abwickelt, entgehen dem gelben Riesen Milliardenbeträge. Post-Chef Frank Appel hat darum eine klare Devise ausgegeben: "Wenn Mails schon das Stammgeschäft schwächen, dann wollen wir wenigstens selbst am meisten vom neuen Zukunftsmarkt profitieren."

Die gelbe Truppe kämpft hart

Entsprechend hart kämpft die gelbe Truppe. Weil das Telekom-Projekt bundesweit nur ausgedehnt werden kann, wenn ein bestimmtes Gesetz verabschiedet wird, sorgten Post-Lobbyisten mit dafür, dass das Gesetz in der alten Legislaturperiode nicht verabschiedet wurde.

Streng abgeschottet von der Öffentlichkeit testet die Post mit mehr als 5000 Mitarbeitern ihr System. Sie will es aggressiv und schnell vermarkten. So will sie vom "Netzwerkeffekt" profitieren: Derjenige, der ein Kommunikationssystem schnell mit vielen Teilnehmern hat, zieht weitere Kunden an. Der, der nachhinkt, hat es extrem schwer.

So einfach wie möglich

So einfach wie möglich will die Post ihr System machen, um die Telekom abzuhängen: Teilnehmer melden sich mit dem Ausweis im Postamt an; bei der Telekom müssen sie zusätzlich eine elektronische Signatur beantragen. Ansonsten ähneln sich die Konzepte: Abgesicherte Computer leiten Mails weiter. Wer Rechnungen per E-Brief bekommt, kann online bezahlen — per Mausklick und Zahlencode (Tan) bei der Post, per Signatur bei Telekom.

Wer siegt? Die Post hat die Stärke, Mails wahlweise auch per Briefträger zustellen zu können. Die Telekom hat viel mehr Partner und zig Millionen bezahlende Kunden von konventioneller Mail sowie von Telefonie. Das wird ihr am Ende wohl den Sieg bescheren.

(RP)
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