Übernahme-Poker Porsche lehnt Volkswagen-Offerte ab

Stuttgart (RPO). Der hoch verschuldete Sportwagenbauer Porsche zeigt Volkswagen trotz wachsenden Drucks die kalte Schulter: Der Konzern lehnte am Montag ein Rettungsmodell ab, das den Kauf von 49-Prozent an Porsche durch die Wolfsburger für drei bis vier Milliarden Euro vorsah.

Die Akteure im VW-Porsche-Krimi
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"Dies ist kein gangbarer Weg", sagte Porsche-Sprecher Albrecht Bamler. Bei einer Umsetzung würde die mit den Banken vereinbarte Kreditlinie von 10,75 Milliarden Euro sofort fällig. Porsche setzt weiter auf einen Einstieg des Emirats Katar. Die Gespräche seien auf der Zielgeraden.

Nach Darstellung der Stuttgarter versucht VW offenbar, Porsche-Vorstandschef Wendelin Wiedeking zu umgehen. Letzte Woche sei Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche von einem Kurier das 49-Prozent-Angebot übergeben worden, sagte Bamler. Dem Vorstand von Porsche liege diese Offerte nicht vor. "Ohne den Vorstand läuft hier nichts", sagte der Sprecher. VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech betreibt schon seit Monaten Wiedekings Ablösung.

Porsche hält knapp 51 Prozent an Volkswagen und hat durch die Übernahme neun Milliarden Euro an Schulden angehäuft. Dem Sportwagenbauer droht wegen des Streits mit Volkswagen nach Informationen des "Handelsblattes" allerdings der Absprung des Investors Katar. Das Emirat forderte "eine baldige Entscheidung", die "einvernehmlich ausfallen" müsse, zitierte das "Handelsblatt" aus Verhandlungskreisen. Dazu wollte sich Porsche nicht äußern. Nach Plänen von Wiedeking soll Katar mit einem Einstieg bei dem Sportwagenbauer die Finanzprobleme von Porsche lösen.

Oettinger kämpft weiter für Kredit

Unterdessen hat sich der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger wieder in den Konflikt eingeschaltet. Er wollte in Berlin nach Angaben aus Regierungskreisen mit Kanzleramtsminister Thomas de Maizière sprechen. Oettinger versucht demnach immer noch, Gelder bei der Staatsbank KfW für Porsche locker zum machen. Das Institut hatte letzte Woche ein Darlehen abgelehnt.

Zwischen Porsche und Volkswagen, die nach dem Willen der Eigentümerfamilie Piech und Porsche eigentlich einen integrierten Konzern bilden sollten, ist die Atmosphäre inzwischen völlig vergiftet. Beide Firmen beharrten am Montag auf ihren völlig gegensätzlichen Darstellungen über ein angebliches Ultimatum der Wolfsburger an Stuttgart. Ein Porsche-Sprecher, sagte dem Unternehmen sei "bis Anfang der Woche" eine Frist zur Erklärung über das VW-Angebot gesetzt worden. Volkswagen dementierte dagegen das Ultimatum. "Das gibt es nicht", sagte ein Sprecher in Wolfsburg.

Allerdings macht der Volkswagen-Konzern nach Informationen der Nachrichtenagentur AP durchaus Druck bei den Verhandlungen über einen integrierten Autokonzern aus VW und Porsche. Man müsse langsam zu Ergebnissen kommen, heißt es in Wolfsburg.

"Erpressen lassen wir uns nicht"

Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück griff wegen der Zuspitzung der Krise den niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff (CDU) scharf an: Hinter dem Ultimatum an Porsche stecke offenbar Wulff, der als Vertreter Niedersachsens im Aufsichtsrat des Wolfsburger Autobauers sitzt, sagte Hück der "Süddeutschen Zeitung".

Die Tonlage im Machtkampf zwischen Porsche und VW hatte sich schon am Wochenende deutlich verschärft: Nach Bekanntwerden des angeblichen Ultimatums hatten Aufsichtsratschef Porsche und Betriebsratschef Hück in einer gemeinsamen Erklärung von Erpressung gesprochen. "Erpressen lassen wir uns nicht", schrieben Porsche und Hück am Wochenende.

(AP)
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