Standort Düsseldorf in Gefahr? Poker um die Eon-Zentralen

Düsseldorf (RP). Der Konzern will 1,5 Milliarden Euro sparen, vor allem beim Personal. Die Verwaltungen in Düsseldorf, München und Essen stehen besonders im Fokus. Die Gewerkschaft Verdi droht mit Streiks. Die gab es noch nie.

Das ist Eon-Chef Wulf Bernotat
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Foto: AP

Eon steht unter Druck. Der Gewinn sank im ersten Quartal um fünf Prozent. Im Mai kündigte Konzernchef Wulf Bernotat seinen Rückzug an. Und nun laufen die Verhandlungen mit der Gewerkschaft Verdi über das Sparprogramm "Perform to win” aus dem Ruder, mit dem Eon bis 2011 rund 1,5 Milliarden Euro sparen will. Den Löwenanteil soll die Senkung der Personalkosten bringen. Das ist kein Pappenstiel: Schließlich gibt Eon im Jahr nur gut fünf Milliarden Euro für Personal aus.

Neuorganisation der Hauptverwaltungen

In 150 Projekten untersucht der Konzern derzeit, wo er sparen kann. Ein Projekt ist für den Standort Düsseldorf von besonderer Brisanz: die Neuorganisation der drei Hauptverwaltungen. In Düsseldorf sitzt die Verwaltung der Eon AG und erfüllt Holding- und Finanzierungsaufgaben; hier sind allein 700 Mitarbeiter mit klassischer Verwaltungsarbeit beschäftigt. In Essen sitzt die Erdgas-Tochter Ruhrgas, die seit 2003 zum Konzern gehört. Sie beschäftigt noch mal 700 Mitarbeiter für Buchhaltung, Personal und Ähnliches. In München schließlich sitzt die Eon Energie AG, die für die Strom-Erzeugung und -Verteilung zuständig ist. Hier arbeiten nochmal 500 Mitarbeiter in der Verwaltung.

Mehr Flexibilität von Mitarbeitern gefordert

Eon entstand im Jahr 2000 aus der Verschmelzung der Münchener Viag mit der Düsseldorfer Veba. "Der Eon-Vorstand nimmt die Sorgen der Mitarbeiter ernst ”, versicherte der Konzern nun in einem internen Scheiben. Eon habe im vergangenen Jahr 13.000 Mitarbeiter eingestellt. Damit habe man genug Spielräume, um alternative Arbeitsplätze anzubieten. "Allerdings müssen die Mitarbeiter auch zu vertretbarer Flexibilität bereit sein”, heißt es in dem Schreiben.

Was aber ist vertretbar? Eon hat für die Verhandlungen ein Eckpunktepapier vorgelegt, das aus Sicht von Verdi nicht annehmbar ist. Danach will der Konzern betriebsbedingte Kündigungen zwar grundsätzlich ausschließen. Sie sollen aber weiter möglich sein, wenn ein Mitarbeiter nicht bereit ist, eine andere angebotene Stelle anzunehmen. Zudem wolle Eon den Konzern-Tarifvertrag durch unterschiedliche Haustarifverträge für einzelne Töchter ersetzen, sagte Sven Bergelin, Energie-Experte der Gewerkschaft Verdi und Eon-Aufsichtsrat, unserer Zeitung.

"Wir wehren uns gegen überzogene Sparprogramme"

"Das geht nicht. Wir wehren uns gegen überzogene Sparprogramme allein zur Sicherung der Dividende.” Also hat die Gewerkschaft für morgen zur Kundgebung geladen. Dafür nehmen sich die Mitarbeiter frei; streiken dürfen sie nicht. Doch auch das könnte sich ändern. Verdi droht, einen "Tarifvertrag Sozialschutz” zu fordern. Im Rahmen solcher Verhandlungen dürfte die Gewerkschaft auch streiken. "Streiks wären ab Herbst möglich. Das wäre ein Tabubruch”, sagte Bergelin. In der langen Geschichte von Veba und Eon wurde nie gestreikt.

Nicht alle im Konzenbetriebsrat sind glücklich über die harte Gangart. Man hat mit Eon Stillschweigen vereinbart und auf großzügige Abfindungs- und Vorruhestandsregelungen gesetzt, wie sie bei Sparrunden in der Vergangenheit üblich waren. Doch Verdi, bei der 75 Prozent der gewerkschaftlich organisierten Eon-Beschäftigten Mitglied sind, dominiert das Geschehen.

Dabei steht für Beobachter außer Frage, dass Eon sparen muss. "Eon braucht ein Programm wie Perform to win, um die Effizienz zu steigern und die Kosten zu senken” sagt Stephan Wulf, Analyst bei Sal. Oppenheim. Sinkende Strompreise erhöhten den Wettbewerbsdruck, zugleich werde Eon mehr für seine CO2-Rechte zahlen müssen. "Wer im Wettbewerb zurückfällt, droht zum Übernahmekandidaten zu werden.” Eon verdiene viel Geld, aber andere seien erfolgreicher: Die Rendite auf das eingesetzte Kapital (ROCE) betrage bei Eon 12,9 Prozent, bei RWE aber 17,2 Prozent, sagte der Analyst.

(RP)
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