Tarifstreit Piloten streiken ab Mittwoch bei Lufthansa

Frankfurt/Main · Nach dem Streik ist bei der Lufthansa vor dem Streik. Nach den öffentlichen Bediensteten der Flughäfen treten nun die Piloten der Airline in den Arbeitskampf. Auch Ostertouristen sind betroffen.

Was Passagiere zum Pilotenstreik wissen sollten
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Foto: AFP

Die Piloten der Lufthansa wollen ab Mittwoch kommender Woche streiken. Sie kündigten einen dreitägigen Ausstand an, der am Mittwoch (2. April) um 00.00 Uhr beginnen und am Freitag (4. April) um 23.59 Uhr enden soll.

Lufthansa fordert Piloten zu weiteren Verhandlungen auf

Als Reaktion auf die Ankündigung eines dreitägigen Pilotenstreiks hat die Lufthansa die Gewerkschaft Cockpit zu weiteren Verhandlungen aufgefordert. "Es sind noch viereinhalb Tage Zeit, um den potenziellen Schaden von unseren Kunden abzuwenden, der durch den von der VC angekündigten Streik entstehen könnte", sagte Lufthansa-Sprecher Thomas Jachnow am Freitag in Frankfurt.

In dem Tarifkonflikt um höhere Gehälter und die Zukunft der Übergangsrenten habe es trotz mehrerer Treffen keine Annäherung mit der Lufthansa gegeben, erklärte die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) am Freitag in Frankfurt. In einer Urabstimmung hatten die Piloten mit sehr großer Mehrheit für einen Arbeitskampf gestimmt.

Osterferien in Niedersachsen und Bremen betroffen

Die Streikankündigung trifft den Zeitraum der Osterferien in Niedersachsen und Bremen. Ursprünglich hatte die VC angekündigt, in den Osterferien nicht streiken zu wollen. "Der von uns angekündigte Verzicht, die Osterferien nicht mit Arbeitskämpfen zu belasten, wurde anscheinend vom Management nicht als Zeichen unseres Verantwortungsbewusstseins gegenüber den Urlaubsreisenden verstanden.
Wir lassen uns von Lufthansa nicht hinhalten", erklärte die VC-Tarifexpertin Ilona Ritter. Weitere Streiks bis zum Ende der Osterferien seien nach derzeitigem Stand ausgeschlossen.

Die rund 5400 Piloten der Lufthansa-Passagesparte kämpfen für höhere Gehälter und insbesondere für den Fortbestand ihrer bisherigen Übergangsrenten. Diese Zahlungen ermöglichten es den Kapitänen bislang, bereits ab einem Alter von 55 Jahren mit bis zu 60 Prozent ihrer Grundbezüge in die gesetzliche Rente überzugehen.

Piloten gehen im Schnitt mit 59 in Rente

Im Schnitt schieden sie zuletzt mit knapp 59 Jahren aus dem Dienst, wie VC und Lufthansa übereinstimmend schildern. Lufthansa hat die Vereinbarung aber zum Jahresende 2013 einseitig gekündigt, weil ihre Verkehrspiloten nach einem EuGH-Urteil inzwischen bis zum Alter von 65 Jahren fliegen dürfen und nicht mehr wie bis 2011 spätestens mit 60 Schluss machen müssen.

Die Kündigung der Übergangsversorgung zum Jahresende 2013 ist das wichtigste Motiv der Piloten für den Streik. Die Gewerkschaft hatte zudem immer wieder betont, dass sie das harte Sparprogramm unter dem Titel "Score" bei der Lufthansa für überzogen hält. "Wir sind nicht bereit, unsere Übergangsversorgung für eine höhere Rendite zu opfern", sagte der Sprecher der VC-Tarifkommission, Thomas von Sturm.

So viel verdienen die Piloten

Lufthansa-Piloten gehören zu den bestbezahlten Angestellten der Republik. Nach Unternehmensangaben steigen junge Flugoffiziere nach der zweijährigen, zum guten Teil selbstbezahlten Flugschule mit einem jährlichen Grundgehalt von 55.500 Euro ein, das mit Zulagen für Schichtdienst und Flugstunden über das vereinbarte Maß hinaus ein Anfangsgehalt von rund 73.000 Euro ergeben kann.

Nahezu jedes Jahr folgt nach dem sogenannten Senioritätsprinzip die nächste Gehaltsstufe. Nach derzeit 23 Schritten ist die oberste Kapitänsstufe mit einem Grundgehalt von 193.000 Euro erreicht, inklusive Zulagen können das dann mehr als 255 000 Euro brutto im Jahr werden. In der aufgekündigten Übergangsversorgung erhält ein Ex-Kapitän bis zur gesetzlichen Rente in der Regel bislang 124.000 Euro. Als Rentner sind dann 54.000 Euro Betriebsrente und rund 23.000 Euro gesetzliche Rente drin.

Auch die Piloten bei Tochterfirma Germanwings streiken

Betroffen von den Streiks wären die Gesellschaften Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings. Die Konzerntöchter Swiss und Austrian Airlines haben eigene Tarifverträge und würden von einem Ausstand bei der Lufthansa nicht getroffen.

(dpa)
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