Pilot über letzten Air-Berlin-Flug "Dies ist ein sehr emotionaler Moment"

München/Berlin · Am Freitagabend endet für David McCaleb ein Lebensabschnitt: Der Amerikaner steuert den letzten Air-Berlin-Flug. Wie es für ihn weitergeht, ist noch unklar. Aber er weiß schon, was er seinen Passagieren sagen wird.

Flugkapitän David McCaleb vor dem Flugzeug von Air Berlin, mit dem der letzte Flug der Airline durchgeführt werden soll.

Flugkapitän David McCaleb vor dem Flugzeug von Air Berlin, mit dem der letzte Flug der Airline durchgeführt werden soll.

Foto: dpa, mbk sab

Der Pilot des letzten Air-Berlin-Flugs geht mit einem mulmigen Gefühl an seinen letzten Start für die Airline. "Bittersüß", sei ihm zumute, sagte David McCaleb am Freitag. "Es ist schon komisch, so ein Ende zu erleben." Die letzte Maschine mit eigener Air-Berlin-Flugnummer AB6210 startet am Freitagabend um 21.35 Uhr in München und landet um 22.45 Uhr in Berlin-Tegel.

Der 60-jährige Amerikaner McCaleb ist ein Urgestein bei Air Berlin, seit 1977 Pilot und seit 27 Jahren für die rot-weißen Farben unterwegs. Er hat Aufstieg und Fall der 1978 gegründeten Airline erlebt und konstatiert nun nüchtern: Seit dem Börsengang 2006 und der verzögerten Eröffnung des geplanten Großflughafens BER sei Air Berlin in Schieflage geraten. "Operativ waren wir immer eine sehr sichere Airline. Unternehmerisch lief leider nicht immer alles gut." Seit dem Börsengang summierten sich die Verluste auf rund drei Milliarden Euro - im Schnitt etwa 25 Millionen Euro im Monat, wie der Konzern mitteilte.

Kapitän McCaleb wird zusammen mit seinem Kollegen Roland Koch am Abend den Flug AB 6210 von München nach Berlin-Tegel steuern. Der ausgebuchte Airbus A320 mit der Registrierung D-ABNW soll um 22.45 Uhr in der Hauptstadt landen und beendet eine Ära. Air Berlin stellt dann seinen Flugbetrieb in Eigenregie ein. Die 178 Passagiere und acht Besatzungsmitglieder dürften am Airport von einer Wasserfontäne der Flughafenfeuerwehr begrüßt werden - wie bei solchen Ereignissen üblich.

"Ich würde gern bis 65 fliegen"

Von den ehemals 8000 Beschäftigten der Air Berlin verlieren wohl Tausende ihren Job, nur wenige werden von Käufern verschiedener Unternehmensteile wie der Lufthansa übernommen. Die meisten müssen sich woanders neu bewerben. "Viele Piloten werden gekündigt", sagt McCaleb. Die Stimmung bei den Kollegen sei angespannt. Er würde am liebsten weitermachen. "Ich würde gern bis 65 fliegen. Fliegen ist mein Leben und meine Berufung." Aber in seinem Alter seien die Angebote eher rar. "Es stimmt, dass wir am Arbeitsmarkt im Moment gute Perspektiven haben - aber dies meist im Ausland und für weniger Lohn."

Beim letzten Langstreckenflug von Air Berlin Mitte Oktober hatte ein Pilot kurz vor der Landung die Maschine hochgerissen und war eine "Ehrenrunde" geflogen. Später wurde er mit den Worten zitiert: "Wir wollten ein Zeichen setzen, einen würdigen und emotionalen Abschluss." McCaleb plant so etwas nicht. "Sicherheit hat bei Air Berlin immer noch höchste Priorität." Er hat sich für die Durchsage kurz vor der Landung schon ein paar Abschiedsworte zurechtgelegt: "Dies ist ein sehr emotionaler Moment für mich und meine Crew." Aber man werde sich sicher irgendwo wiedersehen.

Zum Abschluss will McCaleb dann sagen: "Vielen Dank für alles und einen schönen und erfolgreichen Weiterflug durch Ihr persönliches Leben wünscht Ihnen Ihr Kapitän Dave und die ganze Crew."

(wer)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort