Pharmakonzern Merck verkauft rezeptfreie Arzneien an Procter & Gamble

Darmstadt · Kurz vor den Feiern zum Unternehmensjubiläum kann der Pharma- und Chemiekonzern Merck einen wichtigen Erfolg verbuchen. Das Darmstädter Unternehmen veräußert seine Sparte mit rezeptfreien Arzneien an den US-Konsumgüterriesen Procter & Gamble.

 Der Schriftzug des Pharmakonzerns Merck steht vor einem Gebäude am Stammwerk in Darmstadt.

Der Schriftzug des Pharmakonzerns Merck steht vor einem Gebäude am Stammwerk in Darmstadt.

Foto: dpa, ade wst

Kurz vor den Feiern zum Unternehmensjubiläum kann der Pharma- und Chemiekonzern Merck einen wichtigen Erfolg verbuchen. Das Darmstädter Unternehmen veräußert seine Sparte mit rezeptfreien Arzneien an den US-Konsumgüterriesen Procter & Gamble.

Das teilte Merck am Donnerstag mit. Betroffen von dem Verkauf sind 3300 Mitarbeiter weltweit, davon rund 300 in Deutschland. Indes muss Merck beim Verkaufspreis Abstriche machen: Er liegt bei 3,4 Milliarden Euro. Analysten hatten den Wert der stark wachsenden Sparte zuvor auf rund 4 Milliarden Euro geschätzt.

Das Geld solle vor allem in den Abbau von Schulden fließen, erklärte Merck. Diese waren mit dem Kauf des US-Laborhändlers Sigma-Aldrich 2015 für gut 13 Milliarden Dollar stark gestiegen. Zugleich gebe es nun mehr Flexibilität, um die drei Konzernbereiche Pharma, Produkte für die Pharmaforschung und Spezialchemie zu stärken.

Procter & Gamble steckt hinter Marken wie dem Waschmittel Ariel, der Zahncreme blend-a-med oder Pampers-Windeln. Der Deal soll Ende 2018 besiegelt sein, sofern die Aufsichtsbehörden zustimmen.

Merck hatte im September angekündigt, das Geschäft mit rezeptfreien Arzneien wie dem bekannten Nasenspray Nasivin, aber auch Schmerz- und Nahrungsergänzungsmitteln abspalten zu wollen. Alleine sei es zu klein für Merck, befand Vorstandschef Stefan Oschmann. Stattdessen will er sich mehr auf die teure Entwicklung von Arznei-Blockbustern konzentrieren, die hohe Erlöse versprechen. "Wir müssen unsere finanziellen Mittel genau einteilen", sagte er.

Verkaufsgespräche hatten sich lange verzögert

Der Umsatz mit rezeptfeien Arzneien war 2017 um mehr als sieben Prozent auf 911 Millionen Euro gestiegen. Die Verkaufsgespräche hatten sich aber lange verzögert. Mehrere Interessenten wie der Nahrungsmittelkonzern Nestlé und der Konsumgüterriese Reckitt Benckiser sollen wegen hoher Preisvorstellungen abgesprungen sein.

Mit dem Milliardendeal wechseln nun weltweit 3300 Mitarbeiter zu Procter & Gamble. Ob ein Stellenabbau drohe, konnte eine Sprecherin nicht sagen. Gespräche mit Arbeitnehmervertretern stünden noch aus. Oschmann betonte, die Sparte sei beim neuen Besitzer "hervorragend aufgehoben". Er sei daher zuversichtlich.

Procter & Gamble erklärte, das Merck-Portfolio ergänze die eigenen Gesundheitsprodukte, darunter die Zahnbürste Oral-B. Man schätze "das stabile und breit abgestützte Wachstum" der Merck-Sparte, sagte Chef David Taylor.

Mit dem Verkauf kann Merck pünktlich zu den Jubiläumsfeiern endlich gute Nachrichten verbreiten, nachdem das Geschäft zuletzt geschwächelt hatte. Die Abspaltung bringt einen Buchgewinn von drei Milliarden Euro, wie Finanzchef Marcus Kuhnert sagte. Am Donnerstag findet in Darmstadt ein Mitarbeiterfest statt, Anfang Mai ist ein Festakt mit Hunderten Gästen und Kanzlerin Angela Merkel geplant. Das 1668 gegründete Unternehmen erwartet 2018 nur moderat steigende Umsätze und leichte Rückgänge beim Betriebsgewinn.

(das/dpa)
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