Entwarnung für Deutschland Pferdefleisch in Ikea-Hackbällchen entdeckt

Prag · In den Hackbällchen "Köttbullar" der Möbelhaus-Kette Ikea haben Behörden in Tschechien Pferdefleisch nachgewiesen. Das teilte der Sprecher des staatlichen Veterinäramts, Josef Duben, am Montag mit.

Sowohl die Köttbullar als auch in Polen hergestellte Burger für den tschechischen Markt seien sichergestellt worden, teilte die Veterinäraufsicht am Montag mit. Betroffen seien 760 Kilogramm Fleischklößchen und 360 Kilogramm Tiefkühlfleisch für Burger, erklärte Behördensprecher Josef Duben.

Die tschechischen Behörden hätten bislang 43 Proben genommen, 24 getestet und in dreien Pferdefleisch nachgewiesen, darunter die Fleischklößchen und die Burger, ergänzte Duben. Die Burger seien von der Lebensmittelkette Nowaco mit Sitz in Dänemark importiert worden.

Labor-Analysen hätten Pferde-DNA in einer Ein-Kilogramm-Tiefkühlpackung der Ikea-Filiale in Brünn (Brno) nachgewiesen. Die Behörde wies Ikea an, das Produkt unverzüglich aus den Regalen zu nehmen. Über das Schnellwarnsystem RASFF seien die übrigen EU-Staaten umgehend informiert worden.

Es handelte sich um eine Schweden hergestellte Packung mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum 22.1.2014. Pferdefleisch fand die Behörde zudem in einer Rindfleisch-Lieferung aus Polen eines anderen Händlers. Ikea verkauft in Kantinen Fleischbällchen-Gerichte. Außerdem hat das Möbelhaus Hackbällchen unter dem Namen "Köttbullar" auch gefroren im Angebot.

Für Ikea-Kunden in Deutschland gab das Unternehmen Entwarnung. "Wir haben das testen lassen, unsere Köttbullar sind frei von Pferdefleisch", sagte ein Sprecher von Ikea-Deutschland der Nachrichtenagentur AFP. "Die betroffene Charge ist in Deutschland nicht verkauft worden." In 15 anderen europäischen Ländern stoppte Ikea den Verkauf der tiefgekühlten Köttbullar-Packungen, darunter Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien. Betroffen sind neben Schweden auch Großbritannien, Österreich die Slowakei, Tschechien, Ungarn, Frankreich, Portugal, Italien, die Niederlande, Belgien, Zypern, Spanien, Griechenland und Irland.

Pferdefleisch auch aus Polen und Italien

Bislang galt Rumänien als Herkunftsland Nummer eins: Falsch deklariertes Pferdefleisch in Fertigprodukten ist aber einem Bericht des "Spiegel" zufolge nicht nur von dort gekommen. Untersuchungen des Europäischen Lebensmittelschnellwarnsystems deuteten darauf hin, dass solches Fleisch auch in drei Fällen aus Polen und in einem Fall aus Italien geliefert wurde, berichtete das Magazin.

Demnach kaufte der Hersteller des Dosengulaschs von Aldi, Dreistern in Brandenburg, sein Fleisch über einen Zwischenhändler unter anderem von einem polnischen Rohfleischlieferanten namens Mipol. Der Name Mipol sei auch im Zusammenhang mit den ersten Pferdefleischfunden in britischen Burgern aufgetaucht. Auch die Firma Vossko aus Nordrhein-Westfalen führe das falsch deklarierte Pferdefleisch in seinen Produkten auf einen Betrieb aus Polen zurück, berichtete das Magazin weiter. Vossko bestellte demnach knapp 20 Tonnen tiefgefrorenes Rinderhack bei einem dänischen Großhändler.

Im Fall von Nestlé weisen die Spuren laut Bericht bis nach Italien. Zwei Betriebe aus Norditalien seien hier die Rohwarenlieferanten gewesen. Woher sie wiederum ihre Waren bezogen, sei bislang noch unklar.

Debatte um Verteilung an Arme

Unterdessen hat die Debatte um die Verteilung aussortierter Lebensmittel mit Pferdefleisch an Arme ein jähes Ende gefunden. Nach Angaben des Verbraucherschutzministeriums ist dies ausgeschlossen. Es sei eine "Scheindebatte", sagte Ministeriumssprecher Holger Eichele der Nachrichtenagentur dpa. "Die Weitergabe der Produkte ist völlig ausgeschlossen." So lange Hersteller und Handel nicht in der Lage seien, die einwandfreie Herkunft aller Zutaten zu belegen, sei eine Weitergabe rechtlich unmöglich. Der vorbeugende Verbraucherschutz sei einzuhalten, auch wenn es bedauerlich sei, Lebensmittel wegzuwerfen.

Beratungen in Brüssel

Die europäischen Agrarminister beraten am Montag in Brüssel über den Pferdefleisch-Skandal. Die EU-Kommission will den Ministern einen Überblick geben. Außerdem diskutieren Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) und ihre Kollegen bei dem Treffen über die Reform der europäischen Agrarpolitik. Dabei geht es unter anderem um die Frage, ob Informationen über Landwirte, die Agrarhilfen empfangen, veröffentlicht werden müssen. Auch die Frage, wie weit sich das Niveau solcher Beihilfen unterscheiden darf, steht auf der Agenda.

(AFP/dpa/felt/csi)
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