Peugeot kauft Opel PSA-Chef will "europäischen Champion" aufbauen

Paris/Rüsselsheim · Die Übernahme von Opel durch PSA Peugeot Citroën schafft einen neuen Riesen in der Automobilbranche, der französische Konzern will "europäischer Champion" werden. Auch Opel-Chef Neuman verbreitet Optimismus. Doch Opel muss sich selbst sanieren.

 Das Logo des Autoherstellers Opel in Kaiserslautern am Werk des Autobauers.

Das Logo des Autoherstellers Opel in Kaiserslautern am Werk des Autobauers.

Foto: dpa, ua kno

PSA Peugeot Citroën wird durch die Übernahme des Europageschäfts vom US-Konzern General Motors (GM) für 1,3 Milliarden Euro zum zweitgrößten Automobilhersteller in Europa. Auf den Deal hatten sich beide Unternehmen bereits in der vergangenen Woche verständigt. Die Wettbewerbshüter müssen der Übernahme der GM-Europasparte mit den Marken Opel und Vauxhall noch zustimmen. Bis Ende des Jahres soll das Geschäft unter Dach und Fach sein.

PSA-Chef Carlos Tavares ließ bei der Verkündung des Deals am Montag keinen Zweifel daran, dass er seinen Konzern durch den Kauf von Opel und der britischen GM-Tochter Vauxhall auf dem Weg in die Zukunft sieht. "Wir wollen einen europäischen Champion aus der Kombination von einem französischen und einem deutschen Unternehmen", sagte Tavares, der sich bemühte, bei Opel und Vauxhall Bedenken gegen die Übernahme zu zerstreuen.

"Wir schätzen die Leistungen der hochqualifizierten Mitarbeiter von Opel/Vauxhall, die starken Marken des Unternehmens und ihre lange Tradition", versicherte der PSA-Manager. "Wir haben vor, auf den Markenidentitäten von PSA und Opel/Vauxhall aufzubauen und die Unternehmen in diesem Sinne zu führen." Zusammen mit der französischen Bank BNP Paribas übernimmt PSA zudem für weitere 900 Millionen Euro die europäischen Geschäfte von GM Financial.

Die erst Mitte Februar bekannt gewordenen Übernahmegespräche zwischen PSA und GM hatten Opel, die Arbeitnehmervertreter und auch die deutsche Politik komplett überrascht und Sorgen um die Jobs der Opel-Mitarbeiter hierzulande ausgelöst. Dass nun Klarheit über die Zukunft von Opel herrscht, wurde mit Erleichterung aufgenommen.

"Heute ist ein historischer Tag für Opel und Vauxhall", befand Opel-Chef Karl-Thomas Neumann. Opel werde nach Abschluss der Transaktion "ein integraler Teil der PSA-Gruppe". Die Übernahme durch PSA verschaffe dem Rüsselsheimer Autobauer neue Wachstumschancen. "Fast 17 Prozent gemeinsamer Marktanteil - das bedeutet Rang zwei in Europa. Wir würden von der neuen Größe profitieren, aber auch von einer gemeinsamen Fahrzeugentwicklung und der Stärke zweier Unternehmen mit hoch motivierten und hoch qualifizierten Mitarbeitern", betonte Neumann in einer Botschaft an die Opel-Mitarbeiter. PSA-Chef Carlos Tavares sagte, dass Neumann als Opel-Chef weitermachen solle. Er lobte dessen "exzellente Arbeit".

Auch Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU) bezeichnete die Einigung als "gute Nachrichten" für die Opel-Beschäftigten. "Wir werden uns auch künftig für sie einsetzen", versprach er über den Kurzbotschaftendienst Twitter.

Die Übernahme sei ein erster Schritt, "um in Europa einen europäischen Global Player" auf den Weg zu bringen, erklärten Bundeswirtschaftsminister Brigitte Zypries (SPD) und die Ministerpräsidenten der Bundesländer mit Opel-Standorten. Angesichts der lange geheimen Verhandlungen zwischen GM und PSA forderten sie, das europäische Management von Opel und Vauxhall sowie die Betriebsräte "in vollem Umfang in die weiteren Gespräche" einzubeziehen.

Die Opel-Arbeitnehmervertreter mahnten ebenfalls einen "geordneten Verhandlungsprozess mit allen Beteiligten" an, um die Marken sowie das Unternehmen "zu schützen, vor weiterem Schaden zu bewahren und erfolgreich in die Zukunft zu führen".

PSA-Chef Tavares versicherte, er wolle die bestehenden Job- und Standortgarantien übernehmen und Opel als eigenständiges deutsches Unternehmen erhalten. Das bedeutet einen Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2018. In Deutschland arbeiten für Opel derzeit 18.250 Menschen an den Standorten Rüsselsheim, Kaiserslautern und Eisenach. Tavares sagte am Montag, Werksschließungen seien nicht nötig, wenn die Fabriken produktiver würden. Bis 2020 sollen Opel und Vauxhall den Plänen zufolge wieder schwarze Zahlen schreiben.

GM hatte im vergangenen Jahr mit seiner Europasparte erneut ein Minus von 257 Millionen Dollar (gut 240 Millionen Euro) eingefahren. Seit dem Jahr 2000 hat GM in Europa mehr als 15 Milliarden Dollar Verlust gemacht. PSA dagegen machte unter dem Strich einen satten Gewinn von 1,7 Milliarden Euro. PSA war selbst in den vergangenen Jahren mit einem harten Sanierungskurs und Stellenabbau in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt.

(oko/dpa/Reuters/AFP)
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