Am Geburtsort Rhöndorf wird nicht mehr produziert Penaten-Creme feiert stillen 100.

Rhöndorf (rpo). Nichts deutet in Rhöndorf auf den 100. Geburtstag hin: Die Penaten-Creme trat hier vor einem Jahrhundert ihren Siegeszug an. Mittlerweile wird sie aber nicht mehr am Fuße des Drachenfelsens, sondern in Italien und Frankreich produziert.

Eine schmale Hauptstraße führt die Autofahrer durch den Ort mit seinen historischen Villen und Fachwerkhäusern bis zum ehemaligen Produktionsgebäude. Bis Ende 2000 wurde an der Rhöndorfer Straße die Babypflegeserie produziert. Eine Ära, an die man in der Kleinstadt gerne zurückdenkt. An das Ende weniger. Mit der Schließung gingen rund 225 Arbeitsplätze verloren.

Zuvor war das Unternehmen 1986 von dem US-amerikanischen Konzern Johnson & Johnson aufgekauft worden. Bis heute weist das Zeichen mit dem blauen Schäfer und der Originalunterschrift des Creme-Erfinders Max Riese auf die frühere Produktionsstätte hin. Heute ist dort nur noch eine Forschungs- und Finanzabteilung untergebracht.

Im Hinterzimmer die Wundschutzcreme erfunden

Angefangen hatte alles 1904, als der Drogist Max Riese im Hinterzimmer seiner kleinen Rhöndorfer Drogerie die erste Wundschutzcreme für Babys erfand und diese beim Berliner Patentamt anmeldete. Die Creme stellte er aus einem aus Schafwolle herausgekochten Wollfett her, das die Grundlage für seine Schutzcreme bildete. Eine revolutionäre Erfindung: Bis dahin hatte nämlich noch niemand etwas Vergleichbares auf den Markt gebracht, wie Anika Brey vom Johnson & Johnson Pressebüro sagt.

Den Namen Penaten gab Rieses Ehefrau Elisabeth der Creme. Er stand bei den Römern für eine Gruppe von Göttern, die für das häusliche Glück zuständig waren. Und wer über den Haushalt wacht, kann auch ein Auge auf zarte Babyhaut haben, dachte sich die Gattin offenbar.

Mit 10 000 Dosen im Monat begann Max Riese die Produktion. Dann wurde sein Hinterzimmer in der Drogerie zu klein und er verlagerte seine Produktionsstätte innerhalb der kleinen Ortschaft. Bis zur Schließung verließ eine Dose nach der anderen das Rhöndorfer Werk. Dem neuen Eigentümer wurde es an der Rhöndorfer Straße aber allmählich zu eng. Umgeben von Wohnbebauung habe keine Möglichkeit bestanden, das Werk zu erweitern.

Nach dem Krieg hatten die Söhne Max und Alfred das Lebenswerk ihres Vaters wieder aufgebaut und die Pflegeserie für Babys erweitert. Heute produziert das Unternehmen in Italien und Frankreich. In Rhöndorf arbeiten nur noch wenige Verwaltungsangestellte für Penaten. An die alten Zeiten erinnert dort nur noch wenig.

Die meisten Mitarbeiter sind anderweitig beschäftigt oder in den Vorruhestand getreten. "Es war schon ein trauriges Kapitel als das Ende des Werkes bekannt gegeben wurde", erinnert sich eine Mitarbeiterin und fügt hinzu: "Mit jedem Stück, das aus der alten Produktionshalle transportiert wurde, ist ein Stück Rhöndorfer Geschichte mitverpackt worden."

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