Sozialenzyklika von Benedikt XIV Papst-Kritik: Wirtschaft demütig

Berlin (RP). Die Sozialenzyklika von Papst Benedikt XVI. ist in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft auf breite Zustimmung gestoßen. Auch führende Vertreter der Wirtschaft begrüßten die kritischen Worte des Oberhaupts der katholischen Kirche. Benedikt XVI. hatte die Unternehmensführer dazu aufgerufen, "nicht allein auf die Interessen der Eigentümer zu achten", und in klaren Worten eine Wirtschaftsethik angemahnt, die den Menschen in den Mittelpunkt rückt.

 Papst Benedikt XVI. unterschreibt am Dienstag die Sozialenzyklika "Caritas in Veritae". Darin bezieht er Stellung zur Wirtschaftskrise und zur Globalisierung.

Papst Benedikt XVI. unterschreibt am Dienstag die Sozialenzyklika "Caritas in Veritae". Darin bezieht er Stellung zur Wirtschaftskrise und zur Globalisierung.

Foto: OSSERVATORE ROMANO, AFP

"Es ist richtig, dass der Markt ohne solidarische und von gegenseitigem Vertrauen geprägte Handlungsweisen seine wirtschaftliche Funktion nicht voll erfüllen kann", sagte Arbeitgeber-Präsident Dieter Hundt gestern. Er räumte ein, dass die Wirtschaft in der Vergangenheit Fehler gemacht habe. Zugleich warnte der Präsident der Arbeitgeberverbände aber vor "pauschalen Beurteilungen" der Unternehmer: "Der überwiegende Teil der Wirtschaftslenker ist sich seiner Verantwortung bewusst."

Der Präsident der Berliner European School of Management and Technology (ESMT), Lars-Hendrik Röller, forderte eine Neuausrichtung der Managerausbildung. "Gute Unternehmensführung braucht Manager mit einer klaren ethischen Orientierung und einem Verständnis davon, wie Wirtschaft und Gesellschaft zusammenspielen.

Das muss ein Kernbestandteil jeder nachhaltigen Ausbildung sein", sagte er. Die ESMT ist die einzige Managerschule, die direkt von der deutschen Wirtschaft finanziert wird. Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Norbert Walter, bezeichnete die Sozialenzyklika als wegweisendes Dokument. Als Christ und Wirtschaftswissenschaftler freue ihn besonders "die äußerst scharfsichtige und informierte Charakterisierung der Globalisierung", sagte Walter.

Der Bundesvorsitzende der CDU-Arbeitnehmer, NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann, lobte die Enzyklika des Papstes: "Sie kommt zur richtigen Zeit. Der Papst liefert in dieser schwierigen Zeit ein wichtiges Stück Orientierung für alle, die Verantwortung tragen."

Nach Ansicht des Trierer Dominikaners, Theologieprofessors und Sozialethikers Wolfgang Ockenfels wird das Papst-Dokument besonders in Asien, Afrika und Lateinamerika als befreiend empfunden werden. Ockenfels sagte gegenüber unserer Redaktion, für den Westen, der päpstliche Texte ja gerne überhöre, erhoffe er sich, dass möglichst viele Menschen guten Willens den Gewissens-Appell lesen und deshalb kritische Frage an ihre Regierungsvertreter stellen würden. Benedikt entfalte ein faszinierendes Menschenbild, in dem sich auch Nicht-Christen erkennen könnten.

Kritik übte der Trierer Gelehrte an der nach seiner Ansicht zu undeutlich formulierten Papst-Forderung nach einer steuernden "Weltautorität". Ockenfels: "Wer sollte das sein? Sich selbst wird er nicht gemeint haben, obwohl er die einzig verbleibende moralische Autorität in der Welt ist."

Morgen kann der Papst seine Vorstellungen einem der wichtigsten Teilnehmer des G-8-Gipfeltreffens erläutern: Dann empfängt er den US-Präsidenten Barack Obama zur Audienz im Vatikan.

(RP)
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