Studie zum Lohnunterschied Ost und West immer noch weit auseinander

Düsseldorf (RPO). Zwei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung sind zwar die Tariflöhne in Ostdeutschland einer Untersuchung zufolge fast genauso hoch wie im Westen. Da aber viele Unternehmen nicht nach Tarif zahlen, verdienen Ostdeutsche effektiv deutlich weniger als Westdeutsche.

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Foto: gms

Die tarifliche Grundvergütung ostdeutscher Arbeitnehmer habe 2009 bei rund 96 Prozent des Westniveaus gelegen, teilte das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung am Donnerstag in Düsseldorf bei der Vorstellung seines Tarifhandbuchs 2010 mit. 1991 hätten die Tariflöhne in Ostdeutschland noch 61 Prozent des Westniveaus betragen.

Keine Lohngleichheit

Die weitgehende Angleichung der Tariflöhne in Ost und West bedeute jedoch nicht, dass auch in der Wirklichkeit Lohngleichheit zwischen den Landesteilen herrsche, teilte das WSI mit. Grund dafür sei, dass in Ostdeutschland mehr Unternehmen als im Westen nicht nach Tarif zahlen. 51 Prozent der Beschäftigten in Ostdeutschland wurden 2009 demnach gemäß den Tarifverträgen für ihre Branche entlohnt. In Westdeutschland seien es 65 Prozent gewesen. Effektiv habe das Lohnniveau in Ostdeutschland im vergangenen Jahr 83 Prozent des westdeutschen Verdienstniveaus betragen - ein Prozentpunkt mehr als in den vier Jahren zuvor.

Unterschiede bei den Lohnbedingungen in Deutschland Ost und West gebe es nach wie vor auch noch in einer Reihe weiterer Bereiche, teilte das WSI mit. Die tarifliche Wochenarbeitszeit im Osten betrug den Angaben zufolge 2009 rund 38,8 Stunden, in Westdeutschland 37,4 Stunden. Der tariflich geregelte Urlaub belief sich in Ostdeutschland im vergangenen Jahr auf 26,8 Arbeitstage, im Westen auf 28,1 Tage. Das Urlaubsgeld liege vielerorts gleichauf. Dort, wo es tariflich als fester Euro-Betrag vereinbart sei, gebe es aber teils noch deutliche Unterschiede. Das Weihnachtsgeld habe in einigen Branchen bereits Westniveau erreicht, aber auch hier gebe es noch Ungleichheiten in einigen Wirtschaftsbereichen.

(AFP/felt)
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