GM-Boss in Rüsselsheim Opel zittert vor "Fritz, the Blitz"

Rüsselsheim (RPO). Eine Woche nach dem Scheitern des Magna-Deals stellt sich General-Motors-Boss Fritz Henderson in Rüsselsheim den immer noch aufgebrachten Opelanern. Zunächst berät sich der Amerikaner mit dem Management des Autobauers, dann sollte es auch zu einem Treffen mit dem Betriebsrat kommen. Fragen an Henderson gibt es viele. Vor den Antworten wird gezittert.

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Foto: AP

Spitznamen hat Fritz Henderson viele. Ob diese schmeichelhaft sind, liegt dabei im Auge des Betrachters. "Fix-it-Fritz" — der "Alles-Reparierer" ist einer dieser Bezeichnungen. Weil Henderson im Ruf steht, auch komplizierte Probleme energisch und schnell zu lösen. Fritz "The Blitz" ist ein anderer Name. Der 51-Jährige verdiente sich diesen Beinamen, als er von Juni 2004 bis Dezember 2005 GM-Europa radikal umkrempelte — und 12.000 Arbeiter ihre Arbeit verloren. Insider vermuten, dass dies jetzt bei Opel Deutschland ähnlich laufen dürfte.

Unterdessen forderte der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Hendrik Hering (SPD) von GM "vertrauensbildende Maßnahmen" bei der Opel-Sanierung. Sein Thüringer Amtskollege Matthias Machnig (SPD) sagte, es müsse sichergestellt werden, dass staatliche Hilfen für GM in Europa investiert würden.

Zügiges Handeln

Hering erwartet ein zügiges Handeln des amerikanischen Konzerns. "Personalentscheidungen zur künftigen Führung von Opel und das rasche Umsetzen eines industriellen Konzepts müssen wichtige Perspektiven von Opel sein", sagte Hering.

Erneut plädierte Hering für eine enge Anlehnung der GM-Pläne an das Sanierungskonzept von Magna, das den Erhalt der deutschen Standorte vorsah. Dieses Konzept sei mit GM über Monate ausgehandelt worden, sagte der Wirtschaftsminister. Es könne den Grundstein dafür legen, dass sich der Autobauer möglichst rasch neu aufstelle.

Machnig forderte von Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) gemeinsame Gespräche mit den Ressortchefs der Bundesländer mit Opel-Standorten. Zudem wäre es gut, wenn auch bei Verhandlungen des Bundes mit GM die Länder mit am Tisch säßen. Klares Ziel müsse es sein, Beschäftigung und Standorte zu sichern, fügte Machnig hinzu.

Zu der Überlegung, Opel als von GM unabhängiges Unternehmen zu führen, sagte der Minister, es mache keinen Sinn, jeden Tag neue Strukturvorschläge zu machen. Machnig bekräftigte das gemeinsame Vorgehen der Bundesländer. Ein Überbietungswettbewerb der einzelnen Länder helfe am Ende keinem wirklich weiter.

Bargeldreserven von 1,75 Milliarden Euro?

Einem Medienbericht zufolge hat sich die finanzielle Situation von Opel dank gestiegener Umsätze als Folge der Abwrackprämie verbessert. Wie die "Financial Times Deutschland" (Montagausgabe) unter Berufung auf Aufsichtsratskreise berichtete, verfügt der Autohersteller derzeit über Bargeldreserven von 1,75 Milliarden Euro. Damit sei das Unternehmen in der Lage, seinen Brückenkredit zunächst ohne fremde Hilfe zurückzuzahlen. Der Autobauer hatte von Bund und Ländern kurzfristig eine Kreditlinie von 1,5 Milliarden Euro erhalten. Nach Rückzahlung eines Teilbetrags stehen nun noch rund 800 Millionen Euro aus. Die Kredite müssen bis zum 30. November zurückgezahlt werden.

Opel beschäftigt in Deutschland im hessischen Rüsselsheim sowie in Bochum, im thüringischen Eisenach und im rheinland-pfälzischen Kaiserslautern 25 000 Mitarbeiter, 5170 davon in Bochum.

(AP/ddp/csi)
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