Neuer Chef bei General Motors Opel erwartet keinen Kurswechsel

Rüsselsheim (RPO). Opel beobachtet den überraschenden Wechsel an der Spitze des US-Mutterkonzerns General Motors gelassen. "Wir haben überhaupt keinen Grund anzunehmen, dass sich etwas ändert", sagte ein Sprecher des Rüsselsheimer Autobauers am Freitag.

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Foto: ddp

Der designierte Vorstandschef Dan Akerson sei bereits als Verwaltungsrat des Detroiter Konzerns in die Entscheidung eingebunden gewesen, die europäische Tochter nicht zu verkaufen, sondern selbst zu sanieren. Opel-Chef Nick Reilly halte die US-Mutter regelmäßig über die Fortschritte auf dem Laufenden.

Betriebsratschef Klaus Franz geht davon aus, dass GM seine Zusagen einhält. "Ich erwarte keine Veränderungen in der Frage des Restrukturierungsplans", sagte Franz der Nachrichtenagentur Reuters. Er fürchtet zwar angesichts des bevorstehenden Börsengangs zunehmenden Druck aus der Konzernzentrale. Dabei gehe es aber weniger darum, dass der Vorstand Opel enger an die Leine nehme. Vielmehr dürften potenzielle Investoren von GM rasche Fortschritte bei der Sanierung des Europageschäfts erwarten, für das Opel steht.

Reilly soll den seit Jahren defizitären Rüsselsheimer Autobauer 2011 in die schwarzen Zahlen führen. Ab 2012 sollen mit Hilfe neuer Modelle und der Expansion außerhalb Europas dauerhaft Gewinne erwirtschaftet werden. Bis Anfang 2014 sollen europaweit 8000 der zuletzt 48.000 Arbeitsplätze wegfallen, die Hälfte davon in Deutschland. Die Beschäftigten verzichten in den nächsten Jahren auf Löhne und Zulagen in Milliardenhöhe. Ihnen wurden im Gegenzug Investitionen und der Verzicht auf weitere Werksschließungen versprochen.

Laut Franz wird der vom Management zunächst angestrebte Personalabbau niedriger ausfallen. "Es werden mindestens 600 Stellen weniger wegfallen als geplant", sagte er. Damit würden in Deutschland statt der ursprünglich anpeilten 4000 Stellen weniger als 3600 Arbeitsplätze gestrichen. Als Grund nannte Franz, dass das Werk in Eisenach entgegen dem ursprünglichen Plan von Personalabbau verschont bleibe. Im Stammwerk in Rüsselsheim würden nur 150 statt der zunächst anvisierten fast 500 Stellen gestrichen. Zudem wolle Opel weniger Aufträge an externe Firmen vergeben, sondern die Arbeiten von eigenen Beschäftigten erledigen lassen.

Kritik am häufigen Chefwechsel

Kritik äußerte Franz daran, dass GM binnen 18 Monaten bereits das vierte Mal den Vorstandschef auswechselt. Das könne Investoren vor dem Börsengang verunsichern.

GM-Chef Ed Whitacre hatte am Vortag überraschend angekündigt, Anfang September nach nur neun Monaten an der Spitze des einst größte Autobauers der Welt das Steuer an seinen Nachfolger abzugeben. Der 61-jährige Akerson ist Geschäftsführer des Finanzinvestors Carlyle und wurde nach dem Insolvenzverfahren von GM vor gut einem Jahr von der US-Regierung in den Verwaltungsrat entsandt. Der Konzern will mit der Rückkehr aufs Börsenparkett die als Fessel empfundene Staatsbeteiligung abstreifen. Die US-Regierung hat den gestrauchelten Konzern im vergangenen Jahr mit 50 Milliarden Dollar an Steuergeldern vor dem Aus gerettet. Seither hält der Staat knapp 61 Prozent an dem Autobauer.

Experten gehen davon aus, dass Akerson Whitacres Kurs fortführen wird. "Für Opel geht es jetzt darum, dass die beschlossenen Maßnahmen umgesetzt werden", sagte Stefan Bratzel vom Center of Automotive der Fachhochschule für Wirtschaft in Bergisch Gladbach. "Das muss erst mal wirken - erst danach kann es Konsequenzen geben, wenn die Ziele nicht erreicht werden sollten", sagte Bratzel.

(RTR/awei)
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