Übernahme-Poker Opel-Betriebsrat sieht Fortschritte

Frankfurt (RPO). Die Entscheidung über die Zukunft von Opel entwickelt sich immer mehr zur unendlichen Geschichte. Der Betriebsrat erwartet jedoch für die kommende Woche Fortschritte. Unterdessen rechnet sich der Finanzinvestor RHJ immer noch Chancen auf den Zuschlag bei dem angeschlagenen Autobauer aus.

Opel, Arcandor, Schaeffler - Sündenfall Staatshilfen
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Foto: AP

Mitte der Woche werde man ein Stück klarer sehen, sagte Opel-Betriebsratschef Klaus Franz der Nachrichtenagentur Reuters am Wochenende. Ein Spitzengespräch des Opel-Anteilseigners General Motors (GM) und des Kaufinteressenten Magna brachte Franz zufolge nicht die erhoffte Einigung. "Es hat Fortschritte gegeben, aber noch keinen finalen Durchbruch", sagte Franz am Samstag zu dem Treffen von GM-Chef Fritz Henderson und Magna-Co-Chef Siegfried Wolf. Allein das Gespräch sei jedoch als positives Zeichen zu werten. "Beide versuchen, aufeinander zuzugehen."

Der bei der Belegschaft und deutschen Politikern umstrittene Finanzinvestor RHJ rechnet sich ebenfalls noch gute Chancen auf einen Zuschlag für Opel aus, wie RHJ-Chef Leonhard Fischer dem "Handelsblatt" sagte. Sein Unternehmen habe bereits einen unterschriftsreifen Vertrag mit GM ausgehandelt. "Wir brauchen deshalb momentan auch kein Spitzengespräch mit dem Mutterkonzern", sagte der Chef der belgischen Beteiligungsgesellschaft. "Wenn es nach uns ginge, könnte die Entscheidung über Opel heute gefällt werden."

Kreisen zufolge gab es bei dem Treffen von Henderson und Wolf vor allem eine Annäherung in Detailfragen. Zentrale Punkte seien jedoch weiter offen, sagten zwei mit der Situation vertraute Personen zu Reuters. Sie könnten möglicherweise nur auf höchster politischer Ebene geklärt werden. Die Zeitung "Die Welt" zitierte eine mit den Vorgängen vertraute Person mit den Worten, bei Patenten und Lizenzen könne GM nicht auf die Forderungen von Magna eingehen, ohne gegen US-Gesetze zu verstoßen. Magna wollte sich nicht äußern. Von GM war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Ruf nach Entscheidung erst nach der Wahl

Magna wird von der deutschen Politik und den Opel-Arbeitnehmern als Käufer für Opel favorisiert, während Teile des GM-Managements RHJ bevorzugen. Der "Welt" zufolge ist in der Opel-Treuhandgesellschaft der Ruf nach eine Verschiebung der Verkaufsentscheidung bis nach der Bundestagswahl am 27. September laut geworden. "Dann kann die Politik mit weniger Druck agieren", sagte ein nicht namentlich genanntes Treuhand-Mitglied dem Blatt. Der von den Ländern in die Treuhand entsandte hessische FDP-Politiker Dirk Pfeil sagte der Zeitung, das Gremium stehe unter massivem Druck der Politik. "Ich habe den Eindruck, dass hier politische Interessen über betriebswirtschaftliche Interessen gestellt werden."

Sollte eine Entscheidung über den Verkauf erst nach der Bundestagswahl fallen, rechnet die Gewerkschaft IG Metall allerdings mit stärkeren Belastungen für die Belegschaft. "Wir müssen befürchten, dass einige Verantwortliche denken, nach der Bundestagswahl weniger unter Druck zu stehen, was die Rettung der Arbeitsplätze bei Opel angeht", sagte IG-Metall-Bezirksleiter und Opel-Aufsichtsrat Armin Schild der "Berliner Zeitung". "Dann könnten für die Arbeitnehmer deutlich unangenehmere Entscheidungen möglich sein, die man sich jetzt vor der Bundestagswahl nicht zutraut."

(RTR)
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