Bericht: An Leipziger Strombörse gehandelt Ökostromanbieter liefert angeblich Atomstrom

Hamburg (RPO). Der Stromanbieter Lichtblick wirbt damit, bei seinen Energielieferungen "vollständig auf Strom aus Atom-, Kohle- und Ölkraftwerken" zu verzichten. Einem Bericht zufolge soll der Anbieter aber dennoch Atom- und Kohlestrom zugekauft haben. Das Unternehmen räumte am Mittwoch ein, sein Portfolio gelegentlich um sogenannten grauen Strom aus Kohle- und Atomkraft zu ergänzen. Das soll sich künftig aber ändern, wie Lichtblick-Geschäftsführer Heiko von Tschischwitz sagte.

 Energiesparen beherrscht die Baumesse.

Energiesparen beherrscht die Baumesse.

Foto: GREENPEACE, AFP

Der Versorger habe mehrfach Strom an der Leipziger Strombörse European Energy Exchange (EEX) eingekauft, berichtet am Mittwoch die "Financial Times Deutschland". Dort werde aber vor allem konventioneller Strom etwa aus Atom- und Kohlekraftwerken gehandelt.

Der Versorger hat nach eigenen Angaben über 400.000 Kunden und erreicht 200 Millionen Euro Jahresumsatz.

Nach Informationen der "FTD" bezog Lichtblick im Dezember 2006 und ab Oktober 2007 zeitweise knapp 4000 Megawattstunden täglich von der EEX. Insidern zufolge habe die eingekaufte Menge im Jahr 2007 rund 20 Gigawattstunden betragen - rund zwei Prozent der Strommenge, die das Hamburger Unternehmen an seine Kunden abgab. Anfang 2008 kaufte Lichtblick den Angaben zufolge weiter ein - ohne es öffentlich bekannt zu machen.

Bisher hatte Lichtblick der Zeitung zufolge bestritten, an der EEX zu handeln. Nun habe das Unternehmen eingestanden, Strom am EEX-Spotmarkt einzukaufen. Dies sei nötig, da es bei der Versorgung "Abweichungen zwischen Kurzfristprognose und zum Teil langfristig im Voraus vertraglich gesicherten regenerativen Strommengen" gebe, zitierte die "FTD" den Versorger.

Der Zukauf könne aber "nicht in 'grüner' Qualität erfolgen". Das Vorgehen sei "breit akzeptiert", betonte Lichtblick den Angaben zufolge. Alle Ökostromanbieter und Zertifizierer wüssten dies.

Lichtblick: "Nur kleine Mengen"

Lichtblick bezeichnete die genannten Zahlen als falsch, räumte jedoch am Mittwoch ein, einen Teil des Gesamtbedarfs aus grauem Strom zu beziehen. Dies seien Mengen in Höhe von 0,5 Prozent der an Endkunden abgegebenen Energiemengen. Dabei gehe es jedoch ausschließlich um "die Mengen, die zur Kompensation von kurzfristig auftretenden Abweichungen zwischen prognostiziertem und tatsächlichem Verbrauch der Kunden erforderlich sind".

Von Tschischwitz betonte, für den planbaren Stromverbrauch der Kunden werde 100 Prozent Ökostrom eingekauft. Diese Menge werde zunächst für einen Monat für jede Viertelstunde prognostiziert und dann täglich aktualisiert. Wenn sich abzeichne, dass der Bedarf für den nächsten Tag über der Prognose liege, werde Strom zugekauft - auf dem normalen Energiemarkt. "Für den nächsten Tag ökologisch hochwertige Energie einzukaufen, funktioniert nicht", sagte der Lichtblick-Gründer. An irgendeiner Stelle müsste ein Defizit ausgeglichen werden.

Laut "FTD" gibt es inzwischen einen Rechtsstreit zwischen Lichtblick und der EEX. Die Börse fürchte um ihr Image und habe Lichtblick aufgefordert, die Hintergründe der Geschäfte offenzulegen. Dagegen habe der Versorger Widerspruch eingelegt und Klage am Verwaltungsgericht Leipzig eingereicht.

(afp)
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