Größter Versicherer fordert 25 Milliarden von US-Staat Öffentliche Empörung verhindert AIG-Klage

New York · Keine Klage gegen den rettenden Staat: Aus Sorge vor einem massiven Imageschaden verzichtet die Versicherungsgesellschaft AIG darauf, sich einer Schadenersatzklage gegen die US-Regierung anzuschließen.

 Der größte US-Versicherer AIG verzichtet nun doch auf eine Klage gegen den US-Staat.

Der größte US-Versicherer AIG verzichtet nun doch auf eine Klage gegen den US-Staat.

Foto: dapd, Bebeto Matthews

Der frühere AIG-Geschäftsführer Maurice Greenberg fordert 25 Milliarden Dollar (19 Milliarden Euro) Schadenersatz, weil die Konditionen des 182 Milliarden Dollar (139,5 Milliarden Euro) schweren Rettungspakets des Staates für AIG seiner Ansicht nach nicht fair waren.

Die Möglichkeit, dass auch der Versicherungsriese selbst - trotz seiner Rettung durch die öffentliche Hand während der Finanzkrise 2008 - klagen könnte, hatte in den USA für Empörung gesorgt. AIG kündigte daraufhin am Mittwoch an, sich nicht an der Klage zu beteiligen.

"Es ist gesellschaftlich nicht akzeptabel, wenn AIG das Geld nimmt und danach die Regierung klagt", sagte der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, Bob Benmosche, dem Fernsehsender CNBC. "Ein Deal ist ein Deal." Auf lange Sicht fahre AIG besser ohne den "Gegenwind" einer Klage, sagte Benmosche weiter. Das Unternehmen solle in die Zukunft sehen, nicht in die Vergangenheit.

Ohne die Teilverstaatlichung von AIG 2008 wäre die Versicherungsgesellschaft in der Krise wohl implodiert, da sie sich tief in riskante Immobiliengeschäfte verstrickt hatte.

Ein US-Kongressabgeordneter warnte die Unternehmensführung deshalb mit den Worten "Denkt nicht einmal daran!" vor einer Klage. Das sei, als ob jemand einen Feuerwehrmann verklage, der ihm bei der Rettung aus einem brennenden Haus die Designerjacke zerrissen habe, scherzte US-Komiker Andy Borowitz.

Kratzer für Image-Kampagne

AIG war gesetzlich verpflichtet, eine Beteiligung an der Klage von Greenberg in Erwägung zu ziehen. Am Mittwoch teilte das Unternehmen aber mit, dass es sich nicht anschließen und seinem Ex-Chef auch nicht erlauben würde, im Namen von AIG seine Klage gegen die Regierung weiterzuverfolgen. Für AIG kommt der Fall und vor allem die öffentliche Empörung darüber zur Unzeit, befindet sich das Unternehmen doch gerade inmitten einer Image-Kampagne unter dem Motto "Danke, Amerika", mit der es sich für die Rettung durch die amerikanischen Steuerzahler bedankt.

Die Regulierungsbehörden hatten 2008 befürchtet, dass ein Kollaps der Firma das nach der Lehman-Pleite ohnehin schon wankende Finanzsystem komplett zum Einstürzen bringen könnte. Die anschließend gewährte Milliardenspritze war die größte überhaupt im Zuge der Finanzkrise. Dennoch beschwerten sich einige Aktionäre mit Greenberg an der Spitze später, dass sie bei der Übernahme von AIG-Anteilen durch die Regierung nicht ausreichend entschädigt worden seien.

Finanzministerium begrüßt Entscheidung

Das US-Finanzministerium begrüßte am Mittwoch die Entscheidung AIGs und betonte, dass die Klage von Ex-Unternehmenschef Greenberg unbegründet sei. Ein Anwalt von Greenbergs Firma Starr International erklärte, dass sich AIG gegen die Interessen seiner Aktionäre stelle. Greenberg war bereits einmal mit einer Klage gescheitert.

AIG war in der Finanzkrise zum Symbol exzessiver Risiken an der Wall Street geworden. Seit der Rettung wurde die Größe des Unternehmens halbiert. Ziel von AIG war es, sich auf sein Kerngeschäft - die Versicherungen - zu konzentrieren und die Rettungsgelder an den Staat zurückzuzahlen.

Aufsichtsrats-Chef Robert Miller verwies am Mittwoch darauf, dass die Versicherungsfirma 205 Milliarden Dollar an Washington zurückgezahlt und der Regierung damit sogar einen Gewinn beschert habe. Erst im Dezember hatte das US-Finanzministerium verkündet, dass es die letzten seiner verbliebenen AIG-Aktien verkauft habe.

(APD/nbe)
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