Energiekonzern vor der Zerschlagung Nur 233 Aktionäre auf letzter Innogy-Hauptversammlung

Noch in diesem Jahr wollen Eon und RWE den jungen Konzern zerlegen. Vorstandschef Uwe Tigges betonte auf der letzten Hauptversammlung: „Unsere Mission ist nicht beendet.“ Aktionäre kritisieren die anhaltenden Probleme in Großbritannien.

Der Energiekonzern Innogy sieht erhobenen Hauptes seiner Zerschlagung durch den Mutterkonzern RWE und den Rivalen Eon entgegen. „Wir werden übernommen, weil wir gut sind“, sagte Vorstandschef Uwe Tigges auf der Hauptversammlung in Essen. „Unsere Mission ist nicht beendet. Unsere Initiativen und Projekte leben fort, unter welchem Unternehmensdach auch immer.“ RWE und Eon wollen das erst 2016 gestartete Unternehmen bis Ende 2019 untereinander aufteilen. Eon bekommt das Vertriebs- und Netzgeschäft, RWE die Ökostrom-Aktivitäten.

Nur wenige Aktionäre fanden den Weg in die Essener Grugahalle. Vorstand und Aufsichtsrat saßen fast verloren auf dem Podium in dem Saal, der mehrere tausend Gäste aufnehmen kann. 233 Besucher zählte der Konzern nach der Eröffnung. Bis auf eine Mutter mit Kinderwagen, die für den Erhalt des Hambacher Forstes demonstrierte, waren am Eingang nicht mal die bei Stromkonzernen üblichen Proteste von Umweltschützern zu sehen.

Tigges bemühte sich um die 43.000 Mitarbeiter: „Unser Ziel lautet, soviel Innogy wie möglich in die neuen Gesellschaften mit einzubringen.“ Er erinnerte daran, dass die Pläne noch nicht endgültig genehmigt sind. Zwar hat RWE für seinen Teil die Freigabe von der EU-Kommission erhalten, Eon muss aber noch Zweifel der Wettbewerbshüter in Brüssel ausräumen. Die vorläufige Frist dafür hatte die Kommission kürzlich bis 13. August verlängert. Eon hat sich mittlerweile fast 90 Prozent der Innogy-Aktien gesichert.

Kritik musste sich Tigges wegen der seit Jahren schwächelnden britischen Vertriebstochter Npower anhören. Er habe sich immer gefragt, wofür das „N“ in dem Namen stehe, sagte der Geschäftsführer der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Thomas Hechtfischer: „Ich glaube, ich weiß es inzwischen: Das N steht für No Power.“ Dort sei so ziemlich alles schief gelaufen, was schief laufen konnte. Die Tochter verhagelt dem Konzern seit Jahren die Bilanz. Sie kämpft in dem hart umkämpften Markt mit Kundenschwund und Abrechnungsproblemen. Vertriebsvorstand Martin Herrmann bekräftigte, dass die Tochter im laufenden Jahr das Konzernergebnis mit rund 250 Millionen Euro belasten werde. Man steuere mit Kostensenkungen gegen und prüfe weiter alle Optionen. Es habe Interessenbekundungen an Npower gegeben. Doch ohne Erfolg: „Es fanden aber keine konkreten Gespräche zu einem Verkauf der NPower statt“. räumte Herrmann ein. Der frühere Innogy-Chef Peter Terium hat die Probleme in Großbritannien nie in den Griff bekommen, selbst ein von ihm eingefädeltes Joint Venture platzte. Kunden liefen in Scharen davon.

(rtr)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort