Tiefensee beibt skeptisch NRW setzt auf Riesen-Lkw

Düsseldorf/Berlin (RP). Nordrhein-Westfalens Verkehrsminister Oliver Wittke (CDU) ist angetan von dem Testlauf mit "Gigalinern" an Rhein und Ruhr. Die Bundesregierung dagegen hält die 60-Tonner für zu gefährlich. Der ADAC pflichtet bei.

Unterwegs mit dem Mega-Truck
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Seit Ende 2006 dürfen in NRW so genannte Gigaliner ausgesuchte Autobahnstrecken benutzen. Die Fahrzeuge sind 25,25 Meter lang und damit 6,5 Meter länger als herkömmliche Lastzüge. Obwohl bei den Super-Lastern bis zu 60 Tonnen Gesamtgewicht zulässig sind (normale Lkw: 40 Tonnen), liegt für sie in NRW die Grenze bei 40 Tonnen. Andernfalls seien Brücken- und Straßenschäden nicht auszuschließen, so Verkehrsminister Oliver Wittke (CDU).

Giga-Liner von 40 Tonnen verursachten aber offenbar weniger Schäden als klassische Lkw, weil sich die Last auf mehrere Achsen verteile, sagte der Minister. Dies gehe auch aus der vom Bund bei der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) in Auftrag gegebenen Studie hervor, die jetzt vorliegt. Demnach trügen Giga-Liner dazu bei, Treibstoff zu sparen und auf diese Weise die Umweltverschmutzung zu senken. Vor allem für leichte Güter wie Textilien oder - wie im aktuellen Fall - Backwaren böten sich die Riesen-Lkw an, meinte der Verkehrsminister.

Mit Genugtuung verwies Wittke darauf, dass NRW und Niedersachsen soeben erst vom Bund gebeten worden seien, ihre vom TÜV begleiteten Tests fortzusetzen. Noch vor Wochen hatte Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) NRW aufgefordert, den Versuch zu stoppen. Gestern wiegelte Tiefensee ab und sprach von einer Länderangelegenheit.

Test läuft noch bis Ende 2007

Wittke sagte vor Journalisten in Düsseldorf: "Die Ergebnisse des BASt-Gutachtens untermauern unsere Einschätzungen und zeigen, dass wir mit unserem Pilotversuch auf dem richtigen Weg sind." Demnach sei der Einsatz von XXL-Brummis auf speziell festgelegten überörtlichen Routen unbedenklich. Bislang haben fünf Speditionen in NRW die Genehmigung für Gigaliner bekommen; zwei Fahrzeuge verkehren schon. Bis Ende des Jahres könnten es insgesamt 20 sein, wobei pro Spedition jeweils nur ein Gigaliner zugestanden wird. Im Herbst wollen die Verkehrsminister von Bund und Ländern über das weitere Vorgehen beraten. Der Test in NRW läuft bis zum Jahresende.

In Berlin äußerte sich Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee sehr kritisch zu den Riesen-Lkw: "Meine Skepsis hat sich nach Kenntnis der BASt-Studie noch vertieft." Gegen eine bundesweite Freigabe der 60-Tonner sprächen unter anderem die dafür nicht ausgelegten Brücken, Tunnel und Leitplanken sowie fehlender Parkraum an Raststätten. Außerdem sei der "XXL-Laster" nicht für den Ortsverkehr geeignet.

Der ADAC und die Bahn schlossen sich der Kritik an. DB-Chef Mehdorn befürchtet zudem eine Verlagerung von Güterverkehr auf die Straße. Der Präsident des Automobilverbands, Bernd Gottschalk, sprach sich hingegen für den Super-Lkw aus. Die technischen Probleme seien lösbar. Bislang habe es nicht einen einzigen Unfall mit Gigalinern gegeben. Nicht nur Schweden, Finnland und Dänemark, sondern auch das dichtbesiedelte Holland hätten damit gute Erfahrungen gemacht.

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