Weeze, Dortmund und Paderborn NRW-Regionalflughäfen in der Krise

Düsseldorf · Flughäfen wie Weeze, Dortmund oder Paderborn haben sich voll auf die Billigflieger verlassen. Das war ein Fehler. Denn hohe Benzinpreise und staatliche Auflagen haben die Branche in eine schwere Schieflage gebracht.

Das ist der Airport Weeze
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Die Krise der regionalen Flughäfen in Nordrhein-Westfalen wird sich in diesem Jahr zuspitzen. "Es wird zu einer Marktbereinigung kommen", heißt es im NRW-Wirtschaftsministerium. Offiziell bestätigen will die Landesregierung diese Einschätzung zwar noch nicht. Aber Beobachter sehen vor allem die Airports in Weeze, Paderborn und Dortmund gefährdet.

Während der Flughafen Münster-Osnabrück sich trotz seines kleinen NRW-Marktanteils von nur 3,7 Prozent als weitgehend profitable Ausnahme behauptet, stehen Paderborn (2,7 Prozent), Dortmund (fünf Prozent) und Weeze (6,7 Prozent) mit dem Rücken zur Wand. Sie sind einfach zu klein, um auf die jüngste Trendwende im internationalen Luftfahrt-Zirkus reagieren zu können: Staatliche Auflagen wie die neue Ticketsteuer und seit Jahresanfang der Emissionshandel machen dem Geschäftsmodell "Billigflieger" inzwischen sehr zu schaffen.

Außerdem war Flugbenzin im Jahresdurchschnitt noch nie so teuer wie im vergangenen Jahr. Die immer weiter steigenden Preise für Flugbenzin könnten den Traum vom billigen Fliegen auf Sicht sogar platzen lassen. Denn wer sich mit 20-Euro-Tickets nach London oder Fuerteventura locken lässt, akzeptiert eben keinen Preiszuschlag in derselben Höhe, wie ihn allein die neue Ticketsteuer erzwingt.

Folge: Die Billigflieger straucheln. Und stauchen ihr Angebot zusammen wie nie zuvor. Betroffen sind vor allem die kleinen Regionalflughäfen, weil die sich fast alle auf das Geschäft mit den Billigfliegern spezialisiert haben: Weeze lebte jahrelang fast nur von Ryanair, Dortmund von Easyjet, Paderborn von Air Berlin. Genau von jenen Gesellschaften also, die jetzt besonders harte Einschnitte vornehmen. "Im Flughafengeschäft sind die Fixkosten sehr groß. Kleinere Flughäfen können auf die neue Situation schlecht reagieren. Für sie sehe ich ein sehr schwieriges Jahr 2012", sagt Christoph Blume, Präsident des deutschen Flughafen-Verbandes ADV.

Die Grünen in NRW, immer schon Kritiker des hoch subventionierten Flugverkehrs in der Provinz, sehen sich bestätigt und wollen ihn nicht länger mit Steuergeld aufpäppeln. "Außer Münster, Köln und Düsseldorf sind die Flughäfen alle defizitär. Die Dauersubvention durch den Steuerzahler muss ein Ende haben", sagt der verkehrspolitische Sprecher der Grünen im NRW-Landtag, Arndt Klocke.

Offiziell nennen will man noch keine Streichliste. Aber im Koalitionsvertrag steht bereits: "Eine Subventionierung von Flughäfen und Verkehrslandeplätzen aus Landesmitteln findet nicht statt."

In den vergangenen 30 Jahren sind laut Klocke 115 Millionen Euro Landesmittel in die NRW-Flughäfen geflossen. Dortmund, Paderborn, Mönchengladbach und Münster führen die Liste der Hilfsempfänger demnach an. Auch der Flughafen Weeze hat nur mit einem über 30 Millionen Euro schweren Kredit vom Kreis Kleve überlebt.

In Weeze flogen 2010 noch etwa 2,9 Millionen Passagiere. Nachdem Ryanair im vergangenen Sommer wegen der deutschen Steuer auf Flugtickets zwei Flugzeuge abgezogen und die Kapazitäten um 21 Prozent verringert hat, werden es 2011 etwa eine halbe Million weniger gewesen sein. In Dortmund nutzten 2007 noch 2,2 Millionen Passagiere den Flughafen, 2011 wird es ebenfalls eine halbe Million weniger gewesen sein. Für Paderborn war 2005 das beste Jahr — mit rund 1,3 Millionen Passagieren. Seit 2009 kämpft die Stadt darum, die Millionengrenze zu erreichen: 2011 hat sie dieses Ziel wohl klar verfehlt.

Für Experten liegt die kritische Grenze eines Flughafens bei fünf Millionen Passagieren. Denn was Flughäfen mit weniger Aufkommen zu schaffen macht, ist der Trend zu immer größeren Flugzeugen. Pro Ticket verdient eine Fluggesellschaft nach Abzug sämtlicher Kosten nur zwei bis drei Euro. Bei so kleinen Margen zählt jeder eingesparte Euro. Und größere Maschinen etwa mit 200 statt mit 80 Passagieren an Bord senken die Kosten pro Flug um etwa 40 Prozent.

Wer immer kann, setzt also größere Maschinen ein. In Düsseldorf stieg die Zahl der Passagiere pro Flug seit 2006 von 81,4 auf 95,7. Voraussetzung für eine solche Entwicklung ist aber ein Flughafen mit so vielen Passagieren, dass das Bündeln von Flügen überhaupt möglich ist.

(RP/csi/jul/csr)