NRW-Arbeitsminister "Lufthansa lässt Air-Berlin-Beschäftigte im Regen stehen"

Düsseldorf · Für die Mitarbeiter von Air Berlin wird es keine große Transfergesellschaft geben. Tausenden Beschäftigten droht die Kündigung. NRW-Arbeitsminister Laumann macht deshalb der Lufthansa Vorwürfe.

Eine Lufthansa- und eine Air-Berlin-Maschine auf dem Flughafen Tegel.

Eine Lufthansa- und eine Air-Berlin-Maschine auf dem Flughafen Tegel.

Foto: dpa, gam pil

"Die Lufthansa sichert sich mit Flugzeugen, Technik und Start- und Landeerlaubnissen große Filetstücke von Air Berlin. Doch die Beschäftigten lässt sie im Regen stehen", sagte der nordrhein-westfälische Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Mittwoch. "Das ist nicht das, was ich unter sozialer Verantwortung verstehe. Das untergräbt auch das Vertrauen in die soziale Marktwirtschaft und die Unternehmenskultur."

Vorher waren die Verhandlungen über die Bildung einer umfassenden Transfergesellschaft für die Mitarbeiter von Air Berlin gescheitert. Die drei beteiligten Bundesländer Bayern, Nordrhein-Westfalen sowie Berlin und die Bundesregierung hätten sich nicht auf eine solche Lösung verständigen können, sagte Berlins Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen.

Firmen sollten Sozialversicherungsbeiträge übernehmen

Das Land Nordrhein-Westfalen sei dazu bereit gewesen, einen Beitrag zu leisten, sagte Laumann weiter. Allerdings müssten auch die beteiligten Unternehmen Verantwortung übernehmen. Jetzt müsse es darum gehen, den Beschäftigten von Air Berlin, die nicht übernommen werden, möglichst schnell neue Jobperspektiven zu eröffnen. Das Arbeitsministerium stehe im engen Austausch mit der Bundesagentur für Arbeit.

Der Minister hatte zuvor angekündigt, NRW würde sich nur mit den Kosten für Beratung und Verwaltung beteiligen. Die beteiligten Firmen müssten zumindest die Sozialversicherungsbeiträge übernehmen, hatte er gefordert.

Am Freitag letzter Flug von Air-Berlin

Bayern und auch die Lufthansa, die große Teile der Air Berlin übernehmen will, hatten eine finanzielle Beteiligung an einer Transfergesellschaft abgelehnt. Der Gläubigerausschuss von Air Berlin hätte bis zu 10 Millionen Euro bereitgestellt - bei einem angenommenen Finanzbedarf von bis zu 50 Millionen Euro.

In einer Transfergesellschaft werden Mitarbeiter vorübergehend freiwillig angestellt und in neue Jobs vermittelt. Sie bekommen dort weniger Geld als zuvor, müssen sich aber nicht arbeitslos melden und gewinnen Zeit für die Stellensuche.

Air Berlin - die nach Lufthansa bisher zweitgrößte deutsche Fluglinie - hatte Mitte August Insolvenz angemeldet. Der Flugbetrieb war nur durch einen Kredit des Bundes über 150 Millionen Euro gesichert. Am Freitag stellt die Airline ihren eigenen Flugbetrieb endgültig ein. Im Air-Berlin-Konzern gibt es zurzeit rund 6800 Vollzeitstellen, die sich auf etwa 8000 Mitarbeiter verteilen.

(ate/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort