Autobauer will 1,75 Milliarden Euro Kredit Noch keine Entscheidung im Porsche-Poker

Berlin/Stuttgart (RPO). Die Bundesregierung hat noch keine Entscheidung über den von Porsche beantragten Milliardenkredit getroffen. Es gebe noch kein Ergebnis, sagte der Sprecher des Wirtschaftsministeriums, Steffen Moritz, nach der Sitzung des zuständigen Lenkungsausschusses am Montag in Berlin. Die Staatsbank KfW habe über den Antrag von Porsche informiert und prüfe ihn jetzt.

Fusion von Porsche und VW: Die wichtigsten Fragen
Infos

Fusion von Porsche und VW: Die wichtigsten Fragen

Infos
Foto: ddp

Erst danach werde der Lenkungsrat für Unternehmensfinanzierung eingeschaltet, der dem Lenkungsausschuss Empfehlungen gibt. Den Ausschuss bilden vier Staatssekretäre aus den Ressorts Wirtschaft, Finanzen, Justiz und Kanzleramt. Porsche hatte ein Darlehen in Höhe von 1,75 Milliarden Euro beantragt. Der Kredit soll marktüblich verzinst werden.

Mit dem Geld will Porsche eine Finanzierungslücke schließen. Ende März hatte der Sportwagenbauer bei einem Bankenkonsortium nach zähem Ringen zehn Milliarden Euro zugesagt bekommen. Damit wurde ein früherer Kredit abgelöst, mit dem Volkswagen-Anteile finanziert wurden. Ende vergangenen Monats sicherten sich die Stuttgarter weitere 750 Millionen Euro. Insgesamt hatte der Konzern mit mehreren Geldhäusern über eine Kreditlinie von 12,5 Milliarden Euro verhandelt.

Gespräche mit Investoren

Unabhängig von den Kreditverhandlungen ist Porsche in Gesprächen mit möglichen Investoren aus dem arabischen Raum. Nach einem "Focus"-Bericht vom Wochenende will das Emirat Katar dem mit neun Milliarden Euro verschuldeten Autobauer helfen. Der Emir soll Porsche-Chef Wendelin Wiedeking mündlich zugesagt haben, mit seinem Staatsfonds in das deutsche Autogeschäft einzusteigen, schrieb das Blatt. Ein Porsche-Sprecher sagte am Montag, zu laufenden Verhandlungen äußere man sich nicht.

"Focus" zufolge ist noch kein Vertrag unterschrieben, weil über zwei Varianten noch verhandelt werde. Gehandelt werde ein Einstieg bei Volkswagen über den Kauf von Aktienoptionen von Porsche. Der Sportwagenbauer würde die Optionen an das Emirat verkaufen, so dass der Staat VW-Aktionär werden würde und Porsche einen Großteil seiner Schulden loswäre. Die Alternative wäre der direkte Einstieg bei der Porsche-Holding, die 51 Prozent der VW-Anteile besitzt. Die Entscheidung wird dem Bericht zufolge bis Mitte Juni erwartet.

Porsche Cayenne sehr beliebt in Golfstaaten

Der vergleichsweise kleine Autobauer Porsche wollte VW eigentlich übernehmen und häufte so Milliardenschulden an. Jetzt soll ein integrierter Konzern aus beiden Unternehmen geschaffen werden. Die Verhandlungen dafür laufen derzeit. In dem Staatsfonds QIA legt der Energieexporteur Katar seine Gewinne an. Er hat Beteiligungen an bekannten europäischen Unternehmen wie der Londoner Börse oder der Schweizer Großbank Credit Suisse. Anders als bei benachbarten Golfstaaten gibt es bislang keine größeren Investitionen in Autofirmen. Katar hat aber schon Interesse an deutschen Autoherstellern bekundet und im April die Verhandlungen mit Porsche bestätigt.

Sportwagen von Porsche und vor allem der geländefähige Porsche Cayenne sind weit verbreitet in Golfstaaten wie Katar, Saudi-Arabien oder in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

(AP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort